Diese Tür.
Diese Tür, wo keine sein sollte.
Sie stand einfach hier auf dem
grauen Strand, zwanzig Schritte
oberhalb der Flutlinie, und schien
ebenso ewig wie das Meer selbst
zu sein, und jetzt warf sie einen
schrägen Schatten ihrer eigenen
Stofflichkeit nach Osten, während
die Sonne nach Westen zog.
Erscheinungsjahr: 2003 (der
überarbeiteten deutschsprachigen Ausgabe)
Verlag: Heyne
Seiten: 573
2. Teil einer Oktologie
Stephen Kings „Der Dunkle Turm–Drei“
setzt storymäßig genau am Ende vom ersten Band an. Roland befindet
sich am Westlichen Meer, nachdem er vom Schwarzen Mann erfahren hat,
das er dort drei Gefährten für seine Reise zum Dunklen Turm
auserwählen muss. Wie das allerdings funktionieren soll, hat er
Roland leider nicht verraten. Doch hat dieser gerade auch andere
Sorgen, denn mit der Nacht kommen monströse hummerähnliche Wesen an
den Strand, die unseren Revolvermann nur zu gern verspeisen würden.
Bei einem dieser Kämpfe verliert Roland zwei Finger und zieht sich
eine tödliche Infektion zu. Stark geschwächt macht er sich auf die
Suche nach seinen Gefährten, bis unerwarteterweise in der Ferne eine
Tür am Strand auftaucht, die für ihn völlig unbekannte Welten
bereit hält.
Ich muss zugeben, am Anfang hatte ich
etwas Sorge, dass dieser Teil nur ein „Zwischenband“ werden
würde, in dem wir dreimal die gleiche Prozedur mit ein paar kleinen
Abweichungen durchleben müssen. Aber zu meiner Schande muss ich
gestehen, dass ich Stephen King unterschätzt habe, was mir nun nicht
mehr passieren wird. Jede der drei Türen enthält eine völlig
andere Geschichte, die alleine schon so tiefgründig und bewegend
sind, wie es manch andere Bücher auf über 700 Seiten nicht
hinbekommen. Wie wir schon im ersten Band erfahren haben, hat der
Schwarze Mann einen etwas seltsamen Humor, den wir auch bei der
Auswahl der Gefährten zu spüren bekommen. Wir hätten da einen
Junkie, eine Frau mit einer dissoziativen Identitätsstörung (wobei
die beiden „Identitäten“ nicht unterschiedlicher sein könnten)
und einen Mann, der gerne andere Personen vor Busse und Bahnen stößt.
Vor allem die Geschichte der letzten Tür zeigt das feine Netz, das
Stephen King spinnt und lässt Großes für den weiteren Verlauf der
Story erahnen.
Mir ist aufgefallen, dass ich beim
ersten Band gar nichts zu Roland, unserem Hauptcharakter, geschrieben
habe, was ich hiermit gerne nachhole. Roland ist ein Mensch, an dem
sich wahrscheinlich die Geister scheiden, entweder man mag ihn oder
nicht. Er hatte bereits nach dem ersten Band meine volle Sympathie,
was sich im zweiten Teil noch verstärkt hat. Er ist ein geradliniger
und ehrlicher Mensch mit Prinzipien, ich bewundere seine
Menschenkenntnis und sein Durchhaltevermögen. Gerade in der letzten
Tür wird deutlich, dass er niemals absichtlich unschuldige Menschen
verletzten bzw. töten würde, außer es lässt sich absolut nicht
vermeiden. Seine Fixiertheit auf den Turm macht mir etwas Sorgen,
aber da wir immer noch nicht wissen, warum er eigentlich nach dem
Turm sucht, ist es noch zu früh für ein abschließendes Urteil.
Fazit:
Ich kann es kaum erwarten den dritten
Teil zu lesen und bin gespannt, welche Überraschungen uns dort
erwarten werden. Weiterhin kann ich nur alle, die ein Interesse an
Fantasy-Literatur haben, dazu aufrufen, diese Bücher zu lesen, denn
etwas vergleichbares in dieser guten Qualität habe ich bisher nicht
gefunden.