Sonntag, 27. Oktober 2013

Kristy und Tabita Lee Spencer "Dark Angels Winter-Die Erfüllung"

Erneuert das Wissen, den Pakt und die Macht,
traut denen, die wandeln als Wolf in der Nacht.
Seht auf das Zeichen in eurer Hand,
das Auge zeigt, wer ist euch verwandt.
Gemeinsam mit ihnen werdet ihr stehn,
drei Frauen werden ihm in die Augen sehn,
am Grabe holt euch der Nachtwind ein,
er soll euer stärkster Verbündeter sein...

So flüstere ich diese Worte nur,
der Tod ist so nahe, die blutige Spur
beginnt hier und heute in uralter Zeit,
sein Griff ist so eisig, sein Atem so weit.

Erscheinungsdatum: Ende September 2013
Verlag: Arena
Seiten: 723
3. und 4. Band einer Tetralogie

Nach den anfänglichen Problemen und der Verzögerung des Erscheinungstermins ist Ende September endlich "Dark Angels Winter" im Handel erschienen. Bereits im Sommer hatten die Autorinnen bekannt gegeben, dass sie die letzten beiden Bände der Tetralogie in einem Buch veröffentlichen würden. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich im ersten Moment schon etwas enttäuscht war, als ich diese Meldung las, denn ich hatte mich auf zwei weitere Bände mit Indie und Dawna gefreut, vor allem, da dieses Buch mit 723 Seiten niemals zwei vollwertige Bände beinhalten kann (Teil 1 und 2 hatten jeweils knapp 500 Seiten). Böse Zungen könnten behaupten, dass den Autorinnen schlicht und einfach die Ideen für zwei weitere Bände gefehlt haben und auch ich konnte diesen Gedanken während des Lesens nie ganz abschütteln. 
Das Buch beginnt mit einem längeren Gedicht, das sehr eingängig und schön geschrieben ist und den Leser sozusagen auf das Finale einstimmt. Es folgt ein Kapitel mit einer mysteriösen und zunächst unbekannten Frau, die in irgendeiner Beziehung zu Indie und Dawna steht, die aus Spannungsgründen natürlich nicht gleich am Anfang preisgegeben wird. Erst dann beginnt die Geschichte der zwei Schwestern, wobei mir sofort auffiel, dass Indies Federn am Seitenrand nicht mehr rot, sondern grau gefärbt sind. Leider ist mir der Grund dieser Veränderung bis zum Ende nicht klar geworden und ich kann nicht sagen, ob es etwas mit dem Inhalt zu tun hat oder einfach eine Gestaltungsfrage ist. Genau wie auch die ersten zwei Teile schließt der Finalband direkt an die Ereignisse des vorherigen Buches an, wobei es mir dieses Mal sehr schwer fiel in die Geschichte reinzukommen. Mir ist es zu keinem Zeitpunkt gelungen, so eine Nähe zu Indie und Dawna aufzubauen, wie es bei den ersten Büchern der Fall gewesen ist. Auch fehlte mir diese bestimmte Atmosphäre, die die anderen Bände so besonders gemacht hat. Der Leser erfährt, dass es einen Orden der Hüterinnen gibt, die Schwestern somit nicht die einzigen Hüterinnen auf der Welt sind (wovon ich irgendwie immer ausgegangen bin) und das Kat und Miss Anderson, die zwei Engelsseminarteilnehmerinnen, in Wirklichkeit zu diesem Orden gehören und in Whistling Wing sind, um Dawna und Indie auszubilden. Diese Ausbildung reicht von Schutzkreisen errichten bis zum Erlernen einer Kampfsportart. Dies ist, meiner Meinung nach, nicht der einzige Punkt, an dem die Autorinnen es etwas übertreiben, denn sie machen aus den Geschwistern übermenschliche Kampfmaschinen, irgendwo zwischen Amazone und Tomb Raider, die nicht nur plötzlich dauerhaft und überall mit Waffen am Körper rumrennen, sondern natürlich auch mit Leichtigkeit gegen die stärksten der Hüterinnen bestehen können und zwar in allen Disziplinen. Dadurch verlieren sie für mich einen großen Teil ihrer Authentizität und ihre charakterlichen Feinheiten und Tiefen, die in den ersten beiden Bänden großartig herausgearbeitet wurden, verschwimmen dabei zu einer einzigen grauen Masse. Das als "dramatisches Finale" angekündigte Ende wird im Laufe des Buches immer vorhersehbarer und hatte bis auf ein zwei Kleinigkeiten keine wirkliche Überraschung parat. 
Alles in allem muss ich leider sagen, dass mich der Abschlussband nach den wirklich sehr guten ersten beiden Bänden sehr enttäuscht hat und ich ihn ohne wirkliche Freude und Spaß gelesen habe. 

Fazit: 
Leider reicht dieser Band nicht an die ersten beiden Teile heran, dennoch werden alle offenen Fragen beantwortet und alle losen Fäden sinnvoll verbunden. 

Natürlich sollte sich kein "Dark Angels"-Fan das Finale der Reihe entgehen lassen, jedoch solltet ihr vielleicht eure Erwartungen nicht so hoch schrauben wie bei den ersten Bänden.

Dienstag, 8. Oktober 2013

George R.R. Martin "Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben"

Ein Horn ertönte.
Einen Herzschlag lang saß Dunk so still
wie eine Fliege in Bernstein, auch wenn
alle Pferde sich in Bewegung setzten.
Ein Anfall von Panik überkam ihn. Ich
habe alles vergessen, dachte er hektisch.
Ich habe alles vergessen, ich werde mir
Schande machen, ich werde alles verlieren.
Donner rettete ihn. Der große braune Hengst
wusste, was er zu tun hatte, auch wenn sein
Reiter es nicht zu wissen schien. Er setzte sich
in einen langsamen Trab. Dann erinnerte sich
Dunk an seine Ausbildung.
Er ließ das Schlachtross sanft seine Sporen
spüren und neigte die Lanze.

Erscheinungsdatum: 23.09.2013
Verlag: Penhaligon
Seiten: 413
1. Buch einer (geplanten) Reihe

"Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben" ist eine Zusammenstellung von drei Kurzgeschichten, die allesamt von dem Heckenritter Dunk und seinem Knappen Ei handeln. Alle drei Geschichten sind bereits früher schon einmal erschienen, jedoch nie in einem Buch. Geschichte eins "Der Heckenritter" ist 1999 das erste Mal auf Deutsch herausgekommen, Geschichte zwei "Das verschworene Schwert" erstmals 2005 und die dritte Geschichte "Der geheimnisvolle Ritter" ist eine deutsche Erstausgabe. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass das Buch aktuell nur in deutscher Sprache zu erhalten ist und die englische Version 2014 erscheinen soll (aber bei Martin würde ich mich da vielleicht nicht zu sehr drauf verlassen; er verschiebt seine Veröffentlichungen gerne einmal zeitlich nach hinten). "Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben" ist der erste Band von einer (geplanten) Reihe, wobei die nächste Kurzgeschichte von Dunk und Ei wohl schon in Arbeit sein soll und weitere folgen sollen. Für Leute, die noch nicht dem Zauber der Saga "Lied von Eis und Feuer" verfallen sind, kann ich beruhigend sagen, dass sie für diese drei Kurzgeschichten kein Vorwissen brauchen, da sie 100 Jahre vor den Ereignissen der Saga spielen.
Da jede der Geschichten sich zwischen 120 und 150 Seiten Story bewegt, möchte ich mich dieses Mal mit einer konkreten Inhaltsangabe zurückhalten, um euch nicht den Lesespaß zu nehmen. Grob gesagt handelt das Buch von den Reisen des Heckenritters Dunk und seinem Knappen Ei, die dabei einige interessante Dinge erleben und auf die verschiedensten Leute treffen. Der Leser erlebt das Ganze aus der Sicht von Dunk (oder auch Ser Duncan der Große), der einem wirklich schnell ans Herz wächst, genau wie sein Knappe Ei. Die beiden sind ein super Team und ergänzen sich prima. Dunk, der junge Heckenritter, ist ein gutherziger und grundehrlicher junger Mann, für den Begriffe wie Ehre und Rechtschaffenheit noch eine Bedeutung haben und der stets darauf bedacht ist, das Richtige zu tun und Gutes zu vollbringen, ohne dabei auch nur ansatzweise langweilig zu sein. Er weiß sehr wohl, dass er schon weit in seinem Leben gekommen ist und wem er das zu verdanken hat. Gerade durch seine Schwächen wirkt er sehr lebensnah und ich musste jedes Mal lächeln, wenn er sich selbst als "Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer" beschimpft hat. Sein Knappe Ei ist ein treuer, loyaler, manchmal etwas vorlauter Bursche, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht und keine Gefahr scheut. Eingebettet werden ihre Geschichten in die wunderbare Welt von Westeros mit ihren verschiedensten Häusern und Adelsfamilien, Ränkespielen und Rebellionen, Streit um Ländereien zwischen benachbarten Familien und die Austragung von Turnieren. Wie es für Martin üblich ist, strotzen selbst diese (für ihn kurzen) Geschichten voller Details und einer Vielzahl an auftretenden Leuten aus den diversen Familien mit entsprechendem Wappen und ganz eigenen Lebensgeschichten, die die Story wahnsinnig lebendig machen und dem Leser ein "Ich-bin-dabei-Gefühl" vermitteln. Ich konnte mich am Ende nur schwer von Dunk und Ei trennen und hoffe sehr, dass die Reihe irgendwann fortgesetzt wird.

Fazit: 
Das Buch fasziniert durch drei wahnsinnig spannende und gut verwebte Stories, lebensnahe und herzensgute Hauptcharaktere, die man nur mögen kann und eine Vielzahl von Orten und Charakteren, die den Geschichten die nötige Tiefe verleihen.

Ein MUSS für alle Fans von "Lied von Eis und Feuer" und sehr zu empfehlen für Fans der Fantasyliteratur, die drei kurze, aber interessante Geschichten zu lesen bekommen.