Leben ist Tod. Tod ist Leben.
Warum versteht das keiner?
Das Gefühl, gleichzeitig tot und
lebendig zu sein,
wird nie stärker, als wenn
man es mit jemandem teilt.
wird nie stärker, als wenn
man es mit jemandem teilt.
Tod und Leben sind zwei.
Wie Kopf und Zahl.
Wie Tag und Nacht.
Wie Sommer und Winter.
Wir taten es gemeinsam,
sie und ich.
sie und ich.
Alles ist leichter,
wenn man zu zweit ist.
wenn man zu zweit ist.
Wenn man zusammenhält.
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Goldmann
Seiten: 410
1. Teil einer Trilogie
Nach dem großen Erfolg der
Victoria-Bergmann-Trilogie (Krähenmädchen, Narbenkind,
Schattenschrei) ist das schwedische Autorenduo Erik Axl Sund mit
einem neuen Buch zurück in unseren Wohnzimmern. Wie ihr schon bei
dem kurzen Auszug oben erkennen könnt, ist die Lektüre von
„Scherbenseele“ thematisch gesehen nicht gerade leichte Kost.
Jens Hurtig, Kriminalkommissar bei der Stockholmer Polizei (und ein
bereits bekannter Charakter aus der ersten Trilogie), bekommt es mit
einer Vielzahl von mysteriösen Selbstmorden in ganz Schweden zu tun.
Jugendliche bringen sich auf ungewöhnliche und ziemlich grausame Art
und Weise selber um und hören dabei auf alten Musikkassetten die
Musik des Künstlers „Hunger“. Zusätzlich dazu bekommt Hurtig
persönliche Gegenstände von erwachsenen Mordopfern zugeschickt,
sodass ziemlich schnell klar wird, dass diese beiden Fälle in einem
größeren Zusammenhang stehen. Seine Ermittlungen führen den
Kriminalkommissar tief in die Abgründe menschlicher Seelen und die
Qualen, die darin verborgen sein können. Aber die Story wird nicht
nur aus der Sicht Hurtigs erzählt, abwechselnd erhalten wir
Einblicke in die Gedankengänge verschiedener Charaktere, die alle
mehr oder weniger in die Vorfälle rund um die Selbstmorde involviert
sind. Besonders interessant fand ich dabei die Kapitel, die von
„Hunger“ und seinen Erinnerungen an seine Kindheit handeln, da
sie der Schlüssel zum Verstehen sind. In jedem Kapitel des Buches
bekommt man ein kleines Puzzlestück und versucht dieses ins
Gesamtbild einzufügen, was besonders zum Ende hin sehr große
Spannung erzeugt, weil man weiß, dass man kurz vor der Lösung ist,
aber es trotzdem noch nicht ganz vollständig ist. Trotz der
relativen Kürze der Kapitel erfährt der Leser sehr viel über die
Charaktere und deren Leben, hauptsächlich durch die eingebauten
Erinnerungen, die die Protagonisten sehr lebensecht und vielschichtig
wirken lassen. Und über allem schwebt die düstere Grundstimmung,
die Erik Axl Sund in „Scherbenseele“ schafft und die den Leser
langsam und unaufhörlich mit sich zieht. Der Stil des Autorenduos
ist direkt und auf den Punkt, schlimme Wahrheiten werden ohne
Vorwarnung einfach in den Raum gestellt. Ich denke, das ist das
Erfolgsgeheimnis der beiden, sie ziehen den Schleier der Verdrängung
von sonst tabuisierten Themen und zeigen dem Leser nichts als die
Wahrheit. Es gibt kein Verstecken und kein Verleugnen, diese Dinge
sind real und werden in ihrer ganzen Tiefe gezeigt.
Fazit:
„Scherbenseele“ begeistert durch
eine wahnsinnig spannende und stringente Story, die einige
Überraschungen bereit hält und am Ende keine Fragen übrig lässt.
Die Charaktere sind gut gestaltet und unterhaltsam, die Grundstimmung
ist gleichbleibend düster und passt perfekt zur Geschichte. Was mir
ein zwei Mal negativ auffiel, war die Bedienung des allgemeinen
Schubladendenkens, was aber die gute Story in keiner Weise
beeinträchtigt.