nicht das erste war, das er nach dem
Aufwachen gesehen hat, aber jetzt
sieht er es. In seiner Miene lese ich
Unglauben und eine stärkere Regung,
die ich nicht richtig einordnen kann.
Verlangen? Verzweiflung?
Bestimmt beides, denn er stößt die
Ärzte zur Seite, springt auf und kommt
auf mich zu. Mit ausgebreiteten Armen
laufe ich ihm entgegen. Auch er streckt
die Hände nach mir aus, bestimmt, um
mein Gesicht zu streicheln.
Meine Lippen formen gerade seinen
Namen, da schließt er die Hände um
meine Kehle.
Erscheinungsdatum: 20.01.2011
Verlag: Oetinger
Seiten: 428
3. Teil einer Trilogie
Nach dem für mich enttäuschenden zweiten Band der Reihe war ich nun sehr gespannt auf den letzten Teil und das große Finale von Katniss` Widerstand gegen das Kapitol. Eine Freundin hatte mich vorgewarnt, dass ich nicht allzu große Hoffnungen auf diesen Band setzen sollte, wenn ich den zweiten schon nicht so gut gefunden hatte. Ich ging also mit relativ wenigen Erwartungen und einem bangen Herzen an meine Lektüre, was sich nun im Nachhinein als völlig unbegründet herausgestellt hat. Zwar lässt mich auch dieser Band nicht in solche Jubelstürme ausbrechen, wie ich es beim ersten Teil hatte, doch dieses Buch hat es geschafft mich auf einer tieferen, emotionalen Ebene in seinen Bann zu ziehen.
Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, es herrscht Krieg in Panem. Nirgendwo ist dies besser zu erkennen als in Distrikt 12. Katniss geht durch die Überreste der Stadt, die einmal ihre Heimat gewesen ist. Um sie herum: Steinruinen, Asche und so viele Leichen, dass teilweise die Straße nicht mehr zu erkennen ist. Nur 800 Überlebende konnten sich in Distrikt 13 flüchten, als die Bomben des Kapitols auf Distrikt 12 niedergingen, direkt nachdem Katniss mit Hilfe des Hovercrafts aus der Spielarena gerettet wurde. Nun lebt sie mit ihrer Familie, zusammen mit den anderen Flüchtlingen, in Distrikt 13. Die Stadt wurde unterirdisch errichtet und ist das Hauptorganisationszentrum der Rebellion. Die Anführer des Aufstandes wünschen sich Katniss in der Rolle des Spotttölpels, dem Symbol der Rebellion, da sie in der Spielarena dem Kapitol die Stirn geboten hat und damit zu einer Hoffnungsträgerin der Menschen geworden ist. Doch Katniss weiß nicht, was sie tun soll. Der zweite Arenabesuch hat tiefe Spuren hinterlassen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Sie ist sehr labil und die Sorge um Peeta, der in den Fängen des Kapitols ist, macht sie nur noch unsicherer. Doch sie erkennt bald, dass sie in der Rolle des Spotttölpels viel mehr erreichen kann, als wenn sie weiterhin im Untergrund bleibt. Und so beginnt der Kampf um Panem endgültig. Mehr und mehr Distrikte schließen sich der Rebellion an und ziehen die Schlinge um das Kapitol immer enger.
Glücklicherweise kann ich sagen, dass die Autorin die Schwäche des zweiten Bandes bezüglich der Charaktere hier überwunden hat. Katniss ist aufgrund ihrer Erlebnisse in der Arena nicht mehr in der Lage, zu ihrer alten inneren Stärke zurückzufinden, was ich in diesem Band realistisch dargestellt finde, aber sie bemüht sich, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihre Familie und Freunde zu schützen und den Krieg schnellstmöglich zu beenden. Man trifft viele alte Bekannte wieder und ich finde es sehr schön, dass Suzanne Collins neben der Hauptstory auch nicht vergessen hat, ein paar Einzelschicksale näher zu beleuchten, was die gesamte Handlung dichter und authentischer wirken lässt und eine gewisse Vielschichtigkeit verleiht. Generell finde ich ihren Umgang mit dem Thema Krieg sehr gelungen, denn sie versucht, möglichst alle Bereiche und Spektren zu erfassen und behandelt diese mit dem nötigen Feingefühl. Ich muss sagen, nachdem ich dieses Buch aus der Hand gelegt habe, war ich innerlich sehr aufgewühlt, denn das Ende ging mir stark unter die Haut. Ohne etwas verraten zu wollen, bin ich einfach nur dankbar, dass die Autorin nicht versucht hat, auf Biegen und Brechen etwas herbeizuschreiben, mit dem vielleicht möglichst viele glücklich sind (oder sie), sondern sie hat meiner Meinung nach genau das Ende ausgewählt, das am besten zur Gesamtstory passt. Wenn ich mir nach der Lektüre aller drei Bücher alles noch einmal komplett durch den Kopf gehen lasse, komme ich zu dem Ergebnis, dass es von der ersten bis zur letzten Seite eine stimmige Sache ist und alles in allem eine großartige, bildgewaltige und emotional sehr aufwühlende Geschichte ist, die zumindest mich stark zum Nachdenken angeregt hat.
Fazit:
Dieses Buch hat alles, was ein gutes Buch haben muss: eine gute, stringente Story, Spannung, die verschiedensten Charaktere, einen tiefgründigen Umgang mit dem Thema Krieg und Verlust und ein für mich sehr bewegendes Ende.
Das Finale ist ein unbedingtes MUSS für jeden Panem-Fan und auch sonst unbedingt zu empfehlen.
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