Montag, 10. März 2014

Kerstin Gier "Saphirblau-Liebe geht durch alle Zeiten"

Der Rabe auf seinen rubinroten Schwingen
Zwischen den Welten hört Tote er singen,
Kaum kennt er die Kraft, kaum kennt er den Preis,
Die Macht erhebt sich, es schließt sich der Kreis.

Der Löwe-so stolz das diamant´ne Gesicht,
Der jähe Bann trübt das strahlende Licht,
Im Sterben der Sonne bringt er die Wende,
Des Raben Tod offenbart das Ende.

Aus den Geheimschriften des Grafen von 
Saint Germain

Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Arena
Seiten: 388
2. Teil einer Trilogie

Nach dem spannenden Finale des ersten Bandes schließt "Saphirblau" zeitlich direkt an die letzten Ereignisse von "Rubinrot" an. So befinden wir uns gemeinsam mit Gwen und Gideon im Beichtstuhl, inzwischen schon wieder in unserer heutigen Zeit, als Gwen unsanft von ihrer Wolke 7 heruntergeholt wird. Schuld daran ist Xemerius, ein Wasserspeierdämon und einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Dieser ist höchst erfreut, dass Gwen ihn hören und sehen kann und weicht ihr von da an nicht mehr von der Seite. Und das ist auch gut so, denn Xemerius kann man einfach nur gern haben: er ist ein liebenswürdiger Dämon, der zu jeder Situation einen (mehr oder minder) passenden Spruch auf Lager hat, vor Aufregung Wasser spuckt, auch mal als Spion für Gwen agiert und einfach nur niedlich ist, wenn er mit absoluter Sorgfalt seinen Schwanz um seinen Körper kringelt, wenn er sich setzt. Er ist auf jeden Fall immer ein Garant für gute Laune und hat bei mir für einige Lacher gesorgt. Natürlich entwickelt sich auch die Liebesgeschichte zwischen Gwen und Gideon weiter, wozu ich allerdings nur sagen möchte, dass alles im Leben seine Höhen und Tiefen hat. Weiterhin versucht Gwen auf eigene Faust mehr über die ganze Zeitreise-Sache zu erfahren, da sie immer noch von einigen Mitgliedern der Loge als nicht vertrauenswürdig angesehen wird und somit auch keine Informationen erhält. Hilfe bekommt sie dabei völlig unerwartet von ihrem Großvater Lucas, der sie eines Tages beim Elapsieren in der Vergangenheit erwartet.
In diesem Band wird richtig deutlich, was für eine tiefgehende und vielschichtige Story sich Kerstin Gier ausgedacht hat und man hat trotzdem allem das Gefühl, immer noch nicht genug zu wissen. Immer wieder tauchen neue Geheimnisse auf, neue verworrene Prophezeiungen und immer wieder passen bestimmte Informationen einfach nicht richtig zusammen. Das Buch zwingt einen dazu, Position zu beziehen und sich für eine Möglichkeit zu entscheiden, schon allein, weil Gwen genau das tut. Sie lässt sich nicht von alten Reimen und angeblichen Weissagungen beirren, sondern hört auf ihr Herz und ihre Intuition. 
Mit "Saphirblau" ist Kerstin Gier eine wunderbare Fortsetzung des ersten Teils gelungen, obwohl ich einräumen muss, dass der zweite Band mir an ein zwei Stellen etwas zu eintönig war und man dort das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten.

Fazit: 
Kerstin Gier befolgt auch in diesem Band ihr eigenes Erfolgsrezept für großartige Bücher: wahnsinnig intensive und tiefgehende Story, liebenswürdige und durchdachte Charaktere, eine große Portion Humor und das Schaffen von Spannungsmomenten. 

Freitag, 14. Februar 2014

Kerstin Gier "Rubinrot-Liebe geht durch alle Zeiten"

Ich wusste genau, was passiert war. Ich wusste
es einfach. Und ich wusste auch, dass hier ein
Irrtum vorliegen musste. Ich war in einer
anderen Zeit gelandet. Nicht Charlotte. Ich.
Irgendjemand hatte einen großen Fehler
gemacht. Unvermittelt begannen meine Zähne
zu klappern. Nicht nur vor Aufregung, sondern
auch vor Kälte. Es war bitterkalt.
"Ich wüsste, was ich zu tun hätte"-
Charlottes Worte klangen mir wieder im Ohr.
Klar, Charlotte wüsste, was sie tun müsste.
Aber mir hatte es niemand verraten. Also stand
ich zitternd und zähneklappernd an meiner
Straßenecke und ließ mich von den Leuten begaffen.

Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Arena
Seiten: 345
1. Teil einer Trilogie

Ich freue mich sehr, euch heute den ersten Teil der Edelsteintrilogie von Kerstin Gier vorstellen zu dürfen. Diese Reihe gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern und wird auch nach mehrmaligem Lesen niemals langweilig. Schon rein optisch sind die Bücher ein echter Hingucker, denn alle drei Einbände sind wunderschön und farblich zum Thema passend illustriert. 
Wir erleben die Geschichte aus der Sicht von Gwendolyn, die sich für einen ganz normalen Teenager hält und mit ihrer etwas ungewöhnlichen Familie zusammenlebt. Da wären zunächst ihre Mutter und ihre jüngeren Geschwister Nick und Caroline, ihre Tante Glenda und Cousine Charlotte, sowie ihre stocksteife Großmutter Lady Arista und die etwas verrückte, aber liebenswürdige Großtante Maddy. Sie alle leben in dem großen Haus der Familie Montrose zusammen unter einem Dach und vor allem für Tante Glenda und Lady Arista gibt es nur ein Thema: Charlottes Zeitreisegen. Das bedeutet, dass Charlotte als eine von zwölf Auserwählten die Möglichkeit hat, mit Hilfe eines Chronografen in der Zeit zu reisen. Gwen interessiert sich nur eher halbherzig für die ganze Sache, vor allem, da es wie ein Staatsgeheimnis behandelt wird und ihr sowieso keine ihrer Fragen beantwortet werden. Doch als dann plötzlich Gwen, anstelle von Charlotte, beginnt, in der Zeit zu springen, herrscht in ihrer Familie helle Aufruhe. Und nicht nur dort, denn auch der Orden der Wächter, die das Geheimnis um den Chronografen und die Zeitreisen hüten, müssen erkennen, dass sie all die Jahre die falsche Person ausgebildet haben. Und dann ist da noch Gideon, Gwens Zeitreisepartner, den sie für einen arroganten Angeber hält, bei dessen Anblick ihr Herz aber trotzdem jedes Mal etwas schneller zu schlagen beginnt...
Kerstin Gier hat mit diesem Buch eine wunderbare Welt erschaffen, mit wundervoll ausgearbeiteten Charakteren und einer wirklich anspruchsvollen und tiefgehenden Story, die sich immer mehr im Laufe des Buches entfaltet und ungeahnte Dinge zum Vorschein kommen lässt. Das Thema Zeitreisen wird hier sehr komplex dargestellt und ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Doch es ist nicht nur die spannende Story, die das Buch so besonders macht, sondern auch das ganze Drumherum, das mit sehr viel Liebe und Herz in Szene gesetzt wird und das Buch so authentisch und lebensecht wirken lässt. Auch die kurzen Notizen oder Aufzeichnungen der Loge der Wächter vor jedem Kapitel runden die ganze Sache ab und zeigen, wie viel Mühe sich Kerstin Gier hier gemacht hat. Das Buch endet mit einem ziemlich großen Cliffhanger, der einem nichts anderes übrig lässt, als sofort mit dem zweiten Buch weiter zu machen. 
Die Edelsteintrilogie ist eine Jugendbuchreihe, die eine Altersempfehlung von 12-15 Jahren hat, doch ich denke, dass man sich als Erwachsener nicht von solchen Angaben abschrecken lassen sollte, denn das Buch hat weit mehr zu bieten, als manche vielleicht denken werden. 

Fazit:
Das Buch überzeugt voll und ganz durch die spannende Story, die wunderbaren Charakterzeichnungen, das sehr gut durchdachte und interessante Zeitreisethema, sowie eine wunderschöne Liebesgeschichte, die glücklicherweise nicht übermäßig kitschig und schnulzig ist. 

Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der im Herzen jung geblieben ist und sich auf eine spannende Reise durch die Zeit mitnehmen lassen will.

Sonntag, 26. Januar 2014

Thomas Harris "Das Schweigen der Lämmer"

"Er begehrt. Tatsächlich begehrt er, genau das
zu sein, was Sie sind. Es ist seine Natur zu
begehren. Wie beginnen wir zu begehren, Clarice?
Suchen wir uns Dinge aus, um sie zu begehren?
Versuchen Sie wenigstens, das zu beantworten."
"Nein. Wir-"
"Nein. Ganz richtig. Wir beginnen damit, indem
wir begehren, was wir jeden Tag sehen. Spüren Sie
nicht, Clarice, wie jeden Tag bei zufälligen
Begegnungen, Blicke über Sie wandern?
Ich kann mir schwerlich vorstellen, daß Sie das
nicht spüren. Und wandern nicht auch Ihre
Blicke über Dinge?"

Erscheinungsjahr: 1990
Verlag: Heyne
Seiten: 382
2. Teil einer Reihe

Nach dem phänomenalen Start der "Hannibal"-Reihe durch "Roter Drache" folgt nun direkt der zweite Teil mit "Das Schweigen der Lämmer".Wer sich bereits beim ersten Band gut unterhalten gefühlt hat, wird auch bei diesem Buch auf seine Kosten kommen und einige alte Bekannte wieder treffen. 
Das Buch beginnt mit der, sich noch in Ausbildung befindenden, FBI-Agentin Clarice Starling, die überraschenderweise zum Abteilungschef Jack Crawford gerufen wird. Doch anstelle der von ihr erwarteten Zurechtweisung beauftragt er sie mit einer sehr wichtigen Mission. Clarice soll versuchen, woran schon viele Agents und Psychologen vor ihr gescheitert sind: den Kannibalen Dr. Hannibal Lecter davon zu überzeugen, an einem psychologischen Test teilzunehmen, um die Forschung im Bereich Soziopathen voran zu bringen. Zwar weigert sich Lecter diesen Test zu machen, doch schafft sie es, eine gewisse Bindung zu ihm aufzubauen. Am Ende des Gesprächs prophezeit Hannibal ihr ein sich bald veränderndes Vorgehen des Serienmörders Buffalo Bill, das sich recht schnell als wahr herausstellen wird. Buffalo Bill ist der aktuelle Fall von Jack Crawford und hat seinen Namen verpasst bekommen, weil er den jungen Frauen, die er entführt und tötet, die Haut abzieht. Schon bald ist Clarice tief in den Fall involviert und riskiert sogar den Rauswurf aus der Academy, weil sie kaum noch im Unterricht erscheint. Doch mit Hilfe einiger Tipps von Dr. Lecter kommt sie dem Mörder immer näher und näher...
Clarice Starling als Hauptprotagonistin ist eine sehr angenehme Persönlichkeit, deren Beweggründe und Gedanken jederzeit nachvollziehbar sind. Obwohl noch in der Ausbildung, hat sie ein enormes Fachwissen und eine Menge Ehrgeiz, vergisst dabei aber nicht die menschlichen Aspekte wie Mitgefühl oder Freundschaft. Ihre Gespräche mit Dr. Lecter sind schon fast legendär und weisen eine enorme Tiefe auf, sowohl intellektuell als auch emotional. Warum er gerade ihr hilft, ist schwer nachzuvollziehen und auch in den kurzen Momenten der Einblicke in Hannibals Inneres nicht zu verstehen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Dr. Lecter in diesem Band mehr in Aktion tritt als im letzten und wir sogar für ein paar kurze Augenblicke seinen Gedanken folgen dürfen. Und zusätzlich bekommt der Leser in diesem Teil vorgeführt, was es heißt, nicht vorsichtig und umsichtig genug mit Hannibal umzugehen und die Sicherheitsvorkehrungen außer Acht zu lassen, mit schlimmen Folgen für die Beteiligten. 
Ein ganz kleiner Kritikpunkt, oder nennen wir es eher Wunsch, ist folgender: ich hätte den Fokus gerne etwas mehr auf Buffalo Bill und seine Gedanken, Gefühle und Beweggründe für seine Taten gehabt. Zwar erfolgt eine kurze Zusammenfassung seines Lebens, aber keine wirkliche Erklärung, warum er so ist, wie er ist, was ich bei "Roter Drache" besser dargestellt fand. 

Fazit: 
Auch "Das Schweigen der Lämmer" hat mich sehr begeistert durch die starken Charaktere und Persönlichkeiten, die dauerhafte Spannung im Buch und die wirklich gute Story. 

Wie oben schon erwähnt, wer den ersten Teil gut fand, wird auch hier seine Freude dran haben und ein gleichbleibend gutes Niveau geboten bekommen.

Sonntag, 12. Januar 2014

Thomas Harris "Roter Drache"

"Haben Sie eigentlich manchmal Probleme,
 Will?"
"Nein."
"Natürlich nicht"
Graham hatte das Gefühl, als durchdrängen
Lecters Blicke seinen Kopf bis zur Schädel-
basis. Sein Interesse fühlte sich an wie eine
Fliege, die dort herumkrabbelte.
"Freut mich, Sie mal wieder zu sehen. Wie
lange ist das nun schon her - drei Jahre? Alle
meine Besucher zeigen lediglich ein
berufliches Interesse an meiner Person."

Erscheinungsjahr: 1981
Verlag: Heyne
Seiten: 455
1. Teil einer Reihe

"Roter Drache" ist der erste Teil der "Hannibal-Lecter-Reihe" von Thomas Harris, der schon mit Sir Anthony Hopkins erfolgreich verfilmt wurde und auch die Buchvorlage für die "Hannibal"-Serie darstellt. Ich bin sowohl vom Film als auch von der Serie sehr begeistert und habe das Buch erst im Nachhinein gelesen und obwohl ich die Story schon kannte, empfand ich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite als spannend und mitreißend. Für alle, die Dr. Hannibal Lecter aus "Das Schweigen der Lämmer" kennen, sei noch gesagt, dass die Ereignisse von "Roter Drache" zeitlich vor den Treffen von Dr. Lecter und Clarice Starling liegen. 
Das Buch beginnt mit Will Graham, dem ehemaligen FBI-Agent, der vor drei Jahren den Kannibalen Dr. Hannibal Lecter schnappte und daraufhin aus dem aktiven Dienst austrat. Will hat eine besondere "Gabe" - er kann sich in den Geist und die Gedanken von Mördern hineinversetzen, was ihn für das FBI zu einem unverzichtbaren Ermittler machte. Nun ist wieder ein Soziopath aufgetaucht und Wills ehemaliger Chef Jack Crawford bittet ihn um Hilfe, damit nicht noch mehr Menschen sterben müssen. Widerwillig lässt er sich darauf ein, ohne zu ahnen, dass er schon sehr bald auf die Unterstützung von Hannibal Lecter angewiesen sein wird, einem seiner größten Alpträume. Doch auch der rote Drache hat längst seinen Blick auf Will gerichtet...
Das Buch besticht durch seine Tiefgründigkeit und die Einblicke in die menschliche Seele, die Thomas Harris uns gewährt. Ich fand es sehr faszinierend zu lesen, wie Will Graham den Gedanken des Täters folgt und einzig und allein anhand von Tatortskizzen den kompletten Tathergang rekonstruieren kann. Wie er versucht, sich in die getöteten Familien hinein zu versetzen und versucht zu verstehen, was der Mörder in ihnen gesehen hat, warum er gerade sie ausgewählt hat. Auch die Darstellung der Psyche des roten Drachen empfand ich als sehr spannend und es hat mir gut gefallen, dass der Leser im Buch wesentlich mehr über sein früheres Leben erfährt, als es im Film der Fall war. Und nun zum eigentlichen Star des Buches: Dr. Hannibal Lecter. Obwohl er nur ein paar mal im Buch wirklich in Aktion tritt, ist seine Anwesenheit doch dauerhaft spürbar. Er ist wie ein Löwe im Käfig, trotz der Gitterstäbe erstarrt man in seiner Gegenwart vor Ehrfurcht, denn man weiß, wozu er in der Lage ist, wenn die Gitterstäbe einen nicht schützen würden. Das Gespräch zwischen ihm und Will ist eines der intensivsten, das ich jemals gelesen habe, obwohl es nicht einmal wirklich lang ist. Ich bin mir nicht sicher, ob selbst Will in der Lage ist, ihn und seine Gedanken wirklich zu verstehen. Dieser Mann ist für mich einer der faszinierendsten Buchcharaktere überhaupt und, ganz nebenbei, in meinen Augen ganz grandios von Sir Anthony Hopkins verkörpert worden: diese Mischung aus Kultiviertheit, Höflichkeit, Intelligenz und im Gegensatz dazu das krasse Nichtempfinden von Reue bezüglich seiner Taten.
Ich möchte an dieser Stelle auch etwas zu der, im Zusammenhang mit diesen Büchern viel diskutierten, "Brutalität" sagen. Ja, natürlich werden Menschen umgebracht und ja, ihre Tode sind ungewöhnlicher als andere Morde, aber dennoch ergeht sich Thomas Harris nicht in seitenweisen grausamen Detailerklärungen oder übelkeiterregenden Beschreibungen von geschändeten Leichen. Innerhalb der Ermittlungen wird der Tathergang von Will rekonstruiert, wobei er selbstverständlich auch die Todesarten und außergewöhnliche Vorgänge benennt, aber dann wendet sich das FBI auch schon der Suche nach dem roten Drachen zu, ohne das der Leser alle fünf Seiten auf die "besondere Grausamkeit" des Mordes hingewiesen wird.

Fazit: 
Dieses Buch kann ich einfach nur durchweg positiv bewerten: es hat eine super dichte Story, sehr interessante Charaktere (mit einem besonderen Augenmerk auf Hannibal Lecter), ist vom Anfang bis zum Ende spannend und unterhaltend. 

Für alle Fans der Filme und der Serie ein absolutes Muss und auch sonst nur wärmstens zu empfehlen.