Sonntag, 20. März 2016

Stephen King "Der Dunkle Turm-Drei"

Diese Tür.
Diese Tür, wo keine sein sollte.
Sie stand einfach hier auf dem
grauen Strand, zwanzig Schritte
oberhalb der Flutlinie, und schien
ebenso ewig wie das Meer selbst
zu sein, und jetzt warf sie einen
schrägen Schatten ihrer eigenen
Stofflichkeit nach Osten, während
die Sonne nach Westen zog.

Erscheinungsjahr: 2003 (der überarbeiteten deutschsprachigen Ausgabe)
Verlag: Heyne
Seiten: 573
2. Teil einer Oktologie

Stephen Kings „Der Dunkle Turm–Drei“ setzt storymäßig genau am Ende vom ersten Band an. Roland befindet sich am Westlichen Meer, nachdem er vom Schwarzen Mann erfahren hat, das er dort drei Gefährten für seine Reise zum Dunklen Turm auserwählen muss. Wie das allerdings funktionieren soll, hat er Roland leider nicht verraten. Doch hat dieser gerade auch andere Sorgen, denn mit der Nacht kommen monströse hummerähnliche Wesen an den Strand, die unseren Revolvermann nur zu gern verspeisen würden. Bei einem dieser Kämpfe verliert Roland zwei Finger und zieht sich eine tödliche Infektion zu. Stark geschwächt macht er sich auf die Suche nach seinen Gefährten, bis unerwarteterweise in der Ferne eine Tür am Strand auftaucht, die für ihn völlig unbekannte Welten bereit hält.
Ich muss zugeben, am Anfang hatte ich etwas Sorge, dass dieser Teil nur ein „Zwischenband“ werden würde, in dem wir dreimal die gleiche Prozedur mit ein paar kleinen Abweichungen durchleben müssen. Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Stephen King unterschätzt habe, was mir nun nicht mehr passieren wird. Jede der drei Türen enthält eine völlig andere Geschichte, die alleine schon so tiefgründig und bewegend sind, wie es manch andere Bücher auf über 700 Seiten nicht hinbekommen. Wie wir schon im ersten Band erfahren haben, hat der Schwarze Mann einen etwas seltsamen Humor, den wir auch bei der Auswahl der Gefährten zu spüren bekommen. Wir hätten da einen Junkie, eine Frau mit einer dissoziativen Identitätsstörung (wobei die beiden „Identitäten“ nicht unterschiedlicher sein könnten) und einen Mann, der gerne andere Personen vor Busse und Bahnen stößt. Vor allem die Geschichte der letzten Tür zeigt das feine Netz, das Stephen King spinnt und lässt Großes für den weiteren Verlauf der Story erahnen.
Mir ist aufgefallen, dass ich beim ersten Band gar nichts zu Roland, unserem Hauptcharakter, geschrieben habe, was ich hiermit gerne nachhole. Roland ist ein Mensch, an dem sich wahrscheinlich die Geister scheiden, entweder man mag ihn oder nicht. Er hatte bereits nach dem ersten Band meine volle Sympathie, was sich im zweiten Teil noch verstärkt hat. Er ist ein geradliniger und ehrlicher Mensch mit Prinzipien, ich bewundere seine Menschenkenntnis und sein Durchhaltevermögen. Gerade in der letzten Tür wird deutlich, dass er niemals absichtlich unschuldige Menschen verletzten bzw. töten würde, außer es lässt sich absolut nicht vermeiden. Seine Fixiertheit auf den Turm macht mir etwas Sorgen, aber da wir immer noch nicht wissen, warum er eigentlich nach dem Turm sucht, ist es noch zu früh für ein abschließendes Urteil.

Fazit:
Ich kann es kaum erwarten den dritten Teil zu lesen und bin gespannt, welche Überraschungen uns dort erwarten werden. Weiterhin kann ich nur alle, die ein Interesse an Fantasy-Literatur haben, dazu aufrufen, diese Bücher zu lesen, denn etwas vergleichbares in dieser guten Qualität habe ich bisher nicht gefunden.  

Montag, 1. Februar 2016

Stephen King "Der Dunkle Turm-Schwarz"

Du musst verstehen,
dass der Turm schon
immer da war, und es hat
immer Jungen gegeben,
die von ihm wussten
und sich danach sehnten,
mehr als nach Macht
oder Reichtum oder Frauen...
Jungen, die nach Türen suchen,
die zu ihm führen...

Erscheinungsjahr: 2003 (der überarbeiteten deutschsprachigen Ausgabe)
Verlag: Heyne
Seiten: 317
1. Teil einer Oktologie

Wer Stephen Kings „Der Dunkle Turm“ liest, sollte sich zuvor innerlich von allem verabschieden, was er bisher von King gelesen und gehalten hat. Ich muss ehrlich zugeben, ich war bis jetzt nicht einer seiner größten Fans, aber das könnte sich sehr bald ändern, wenn die Reihe um den Dunklen Turm das hält, was der erste Band „Schwarz“ verspricht.
Wir begeben uns an der Seite des letzten Revolvermannes Roland auf die Suche nach dem Mann in Schwarz, der Wissen über den Dunklen Turm hat, zu dem Roland unbedingt gelangen möchte. Dabei durchquert er unter anderem eine riesige Wüste und trifft bei seiner Reise auf einige merkwürdige Gestalten, wovon manche harmlos und manche gefährlich sind. Es ist schwierig mehr über die Story zu berichten, da ich einerseits nicht zu viel verraten möchte und andererseits der Leser immer nur kleine Häppchen an Information bekommt. Es ist sehr deutlich, dass die Geschichte über mehrere Teile angelegt ist, in denen wir hoffentlich mehr über Roland, sein Leben und seine Suche nach dem Turm erfahren werden. Klar ist jedoch, dass Stephen King eine fantastische Welt (im ursprünglichen Sinne des Wortes) erschaffen hat, die zeitlich weit nach unserem Heute anzusiedeln ist. Roland findet immer wieder Relikte aus unserer Zeit, wie Bahnschienen, kann aber nichts mit dem Begriff U-Bahn anfangen, weil diese in seiner Welt nicht mehr existieren. Während des Lesens hatte ich immer das Gefühl, ich müsste nur noch ein bißchen mehr erfahren, um das große Ganze zu verstehen, doch der erste Band entlässt uns ohne dieses Wissen. Doch genau das ist die Triebkraft, die einen weiter lesen lässt und die Spannung hoch hält. Durch die Informationen, die wir über die Welt und Rolands Leben erhalten, werden viele Fragen aufgeworfen, die nach Antworten verlangen. Was ist mit seiner Welt passiert? Was bedeutet es, ein Revolvermann zu sein? Warum sucht er nach dem Dunklen Turm? Welche Bedeutung hat er für Roland?

Fazit:
Ich freue mich wirklich sehr darauf, den zweiten Band zu lesen und hoffentlich ein paar Antworten auf meine vielen Fragen zu erhalten.  

Samstag, 2. Januar 2016

John Stephens "Das Buch Onyx-Die Chroniken vom Anbeginn"

Vielleicht ist es sogar okay,
wenn man jemanden liebt,
obwohl man weiß, dass es
irgendwann zu Ende sein wird,
dass man entweder selbst stirbt
oder der andere oder dass man
wegzieht und den anderen nie
wieder sehen wird, weil genau
das bedeutet, am Leben zu sein.
Darum geht es im Leben.
Dass man jemanden liebt.

Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: cbj
Seiten: 479
3. Teil einer Trilogie

Der 3. Band der Reihe schließt genau an die letzten Ereignisse im zweiten Buch an. Emma ist in den Fängen des grässlichen Magnus, der mit ihrer Hilfe das Buch Onyx ("Reckoning“) aufspüren will. Da das Portal, durch das Rourke und Emma verschwunden sind, nach deren Durchgang nicht mehr existiert, müssen Kate und Michael einen anderen Weg finden, um Emma zu retten. Schon wieder sind die Kinder getrennt und wir erhalten, wie schon aus den anderen beiden Teilen bekannt, mehrere Handlungsstränge, die uns alle nötigen Informationen liefern. Mit Hilfe von Dr. Pym und Gabriel gelingt Emmas Befreiung, jedoch scheint etwas mit Kates Kräften nicht zu stimmen. Anstatt sie zurück in Sicherheit zu bringen, landen sie inmitten einer unwirtlichen Landschaft, in der es nichts außer Steinen zu geben scheint. Auch Michael hat Probleme bei der Nutzung seiner Kräfte und die drei erkennen, dass sie schnell handeln müssen, bevor alles zu spät ist.
Ich muss ehrlich zugeben, wenn ich jetzt im Nachhinein über den dritten Band nachdenke, dann tue ich es mit gemischten Gefühlen und ich erkläre euch gerne wieso. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, gedanklich richtig in die neue Geschichte reinzukommen. Es war irgendwie alles anders als in den beiden Bänden zuvor und Emmas Parts gefielen mir am Anfang überhaupt nicht. Mit der Zeit hat sich das dann gelegt und umso mehr altbekannte Charaktere auftraten, umso besser wurde es. Dennoch fand ich es sehr schade, dass der Zusammenhalt der Kinder, der mich im ersten Band noch so berührt hatte, hier stark geschwächt wird durch Geheimnisse und Missverständnisse. Positiv zu berichten ist, dass die Geschichte insgesamt sehr schnelllebig ist und wir uns nie lange am selben Ort oder in der gleichen Situation aufhalten, was die Spannung sehr hoch hält. Der große Hauptkampf beginnt schleichend und bevor man überhaupt realisiert, dass es jetzt richtig los geht, ist er auch schon halb um. Hoch anrechnen möchte ich John Stephens, dass er versucht, alle roten Fäden am Ende zu verknüpfen bzw. alle Fragen aufzulösen und dem Leser nach dem Kampf noch Möglichkeit gibt, durchzuatmen und die neu entstandene Situation zu betrachten. Denn auch diese ist nicht ohne Probleme und alle Beteiligten müssen sich erst zurechtfinden.
Zum Schluss möchte ich zu meinem Hauptkritikpunkt kommen, der nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Mein Lesevergnügen wurde zum Teil sehr heftig durch falsch gesetzte Satzzeichen unterbrochen und ich rede nicht von einem fehlenden Komma, über das man geflissentlich hinweg lesen kann. Sondern ich rede von völlig falsch platzierten Ausführungszeichen. Ein Beispiel: es wird eine Situation beschrieben, in der sich die Kinder befinden und plötzlich findet man am Ende eines Absatzes ein Ausführungszeichen, obwohl seit einer halben Seite keine wörtliche Rede mehr zu finden war. Aber noch viel schlimmer finde ich den umgekehrten Fall, der relativ häufig in diesem Band aufgetreten ist. Eines der Kinder sagt etwas und die wörtliche Rede endet mit dem Ausführungszeichen. Man liest weiter und erkennt nach zwei drei Sätzen, dass die wörtliche Rede noch gar nicht zu Ende war, sondern nur das Zeichen falsch war. So gehst du wieder zurück zum Anfang und liest alles nochmal. Einmal okay, zweimal ja gut kann mal passieren, aber so um die 10 bis 15 Mal bringt mich nur noch zum Zähneknirschen. Vor allem, wenn dies gerade bei einer wirklich spannenden oder emotionalen Szene geschieht, wo du dann durch solche unnötigen Dinge völlig aus der Situation gerissen wird.

Fazit:
John Stephens hat ein würdiges Ende für seine Trilogie geschaffen und ich werde garantiert nach neuen Werken von ihm Ausschau halten.