Sonntag, 21. Juli 2013

John Katzenbach "Der Wolf"

Ihr kennt mich nicht,
aber ich kenne euch.
Es gibt drei von euch.
Ich habe beschlossen, euch
Rote Eins
Rote Zwei
Rote Drei
zu nennen.
Ich weiß, dass sich jede von
euch im Wald verirrt hat.
Und genauso wie das kleine
Mädchen im Märchen seid
ihr auserwählt zu sterben.

Erscheinungsdatum: 01.10.2012
Verlag: Droemer
Seiten: 508

Drei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten und die dennoch eine Gemeinsamkeit haben, ihre roten Haare, die sie zu Opfern des Bösen Wolfs machen. Mittels eines Briefs lässt er die Rotkäppchen wissen, dass seine Jagd auf sie begonnen hat und sie keinerlei Chance haben, ihm zu entkommen. Der Böse Wolf, ein ehemals erfolgreicher Krimiautor mit einem starken Hang zum Narzissmus, versucht an seine alten Erfolge wieder anzuschließen, indem er drei außergewöhnliche Morde begehen und diese in seinem neuesten Buch verarbeiten will, so wie er es schon bei seinen letzten Romanen getan hat. Denn nichts setzt ihm mehr zu als das Gefühl, durchschnittlich zu sein. Er möchte die Welt mit seinem Krimi erschüttern und sich selbst unsterblich machen, sodass niemand jemals seinen Namen vergisst. Die drei Roten hingegen möchten nichts weiter als überleben. Ihr gesamtes Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie den Brief des Wolfs erhalten und sie verfallen immer mehr in Angstzustände und Psychosen, umso weiter die Story voranschreitet. Die Rote Eins, Dr. Karen Jayson, ist eine angesehene Internistin, die jedoch nicht in der Lage ist, eine Beziehung über längere Zeit zu führen und deshalb alleine lebt. Rote Zwei ist Sarah Locksley, die ihren Mann und ihre Tochter bei einem Autounfall verloren hat und seitdem Alkohol und Drogen verfallen ist. Rote Drei ist Jordan Ellis, eine Schülerin, deren Eltern sich getrennt haben und die stark darunter leidet, was sich auch in ihren schlechten Noten widerspiegelt.
Das Interessante an diesem Buch sind die verschiedenen Sichtweisen, zwischen denen immer wieder hin- und hergewechselt wird, sowie der Einblick in die Gedanken und Gefühle, sowohl vom Wolf, als auch von seinen Rotkäppchen. Während beim Wolf eher Macht, Verzückung und Glück im Vordergrund stehen, kämpfen die Frauen mit ihrer Angst, die zum Teil zu Halluzinationen und Sinnestäuschungen führt. Beim Lesen fühlt man die Ohnmacht, die die Frauen befällt, da sie nicht wissen, wie sie sich gegen den Wolf wehren können bzw. wann er zuschlagen wird. Als er ihnen Videos zukommen lässt, in denen Aufnahmen von jeder einzelnen zu sehen sind, wird ihnen klar, dass er sie schon über Monate hinweg ausspioniert hat, dennoch bieten die Videos auch eine Chance für die Rotkäppchen, die dem Buch eine Wendung gibt. Die Atmosphäre wird von Seite zu Seite dichter und der Leser wird zusammen mit den drei Frauen dem Ende immer mehr entgegen getrieben. Es ist ein Weg zwischen Hoffen und Bangen: können die Frauen sich retten? Macht der Böse Wolf vielleicht Fehler?
Das Ende kommt dann unerwartet schnell und hält eine Auflösung bereit, die ich so noch nie in irgendeiner Form gelesen habe und die Stoff zum Nachdenken bietet. 

Fazit: 
Ein fesselndes Buch, das die Urängste der Menschen anspricht, aber auch Hoffnung bringt, ein paar überraschende Wendungen bereithält und jederzeit voller Spannung ist. 
Wer Interesse an der menschlichen Psyche und den dunklen Abgründen des Bewusstseins hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.

Sonntag, 14. Juli 2013

Suzanne Collins "Die Tribute von Panem-Tödliche Spiele"

"Zehn Meter entfernt ist das
Mädchen aus Distrikt 2 und
rennt genau auf mich zu, ein
halbes Dutzend Messer in
einer Hand. Ich habe sie beim
Training werfen gesehen. Sie
trifft immer. Und ich bin ihr
nächstes Ziel. Die allgemeine
Angst, die ich empfinde,
verdichtet sich zur unmittelbaren
Angst vor diesem Mädchen,
diesem Raubtier, das mich in
Sekundenschnelle töten könnte."

Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Oetinger
Seiten: 415
1. Teil einer Trilogie

"Die Tribute von Panem-Tödliche Spiele" ist bereits 2009 erschienen und sowohl dieser als auch die beiden Nachfolgeteile kann man ohne zu Zögern als Bestseller bezeichnen. Die Bücher waren in aller Munde, mit doch sehr gespaltenen Meinungen und der erste Teil wurde sogar schon verfilmt. Trotz all dieser Punkte habe ich bis vor ein paar Tagen immer einen großen Bogen um das Buch gemacht, aus Gründen, die ich mir selbst auch nicht ganz erklären kann. Vielleicht gerade wegen der großen Medienpräsenz, denn es wäre nicht das erste Mal, das ein eher mittelmäßiges Buch mit Lob geradezu überhäuft wird. Doch nachdem ich es gelesen habe, kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Sorgen unbegründet waren und ich mich dem allgmeinen Lob nur anschließen kann. Doch zunächst zum Inhaltlichen:
Katniss (16 Jahre) lebt mit ihrer Schwester Prim (12) und ihrer Mutter im Distrikt 12 in Panem. Panem - das sind die Überreste eines Nordamerikas, wie wir es kennen, eines Nordamerikas, das durch Naturkatastrophen zerstört wurde und den Leuten nur einen Krieg um die letzte Nahrung hinterließ. Daraus resultierte der neue "Staat", der vom Kapitol angeführt wird und den 13 Distrikten Frieden und Wohlstand brachte. Doch dann kamen die Tage des Aufstands der Distrikte gegen das Kapitol, welche das Kapitol gewann und als Ergebnis wurde Distrikt 13 komplett zerstört und die übrigen Distrikte mussten mit neuen Gesetzen leben. Eines dieser neuen Gesetze sind die Hungerspiele, eine Strafe und Erinnerung für den Aufstand. Dabei werden jedes Jahr aus jedem der zwölf Distrikte jeweils ein Junge und ein Mädchen (die Tribute) zwischen 12 und 18 Jahren per Los ausgewählt, die sich in irgendeiner Art von Gelände bis zum Tod bekämpfen müssen, bis nur noch ein Tribut übrig ist. Der Rest der Bevölkerung wird gezwungen, sich die Spiele anzuschauen, damit sie an die Macht des Kapitols erinnert werden. In diesem Jahr wird Katniss kleine Schwester Prim gezogen und Katniss zögert keine Sekunde und meldet sich freiwillig für die Spiele, um ihre Schwester zu schützen. 
Suzanne Collins gelingt es wunderbar, diese bizarre und zum Teil "kranke" Welt in all ihren Facetten darzustellen, ohne dabei zu übertreiben. Da steht auf der einen Seite die Armut in vielen Distrikten, die häufig zu Hungertoden führt gegenüber dem überbordenden Essensangebot, das Katniss als Tribut im Kapitol erwartet. Die Hungerspiele, die für die Bewohner des Kapitols zur Unterhaltung beitragen, währenddessen die Eltern und Familien der Tribute mitansehen müssen, wie ihre Kinder getötet werden. Der Kampf jeder gegen jeden und der Zusammenschluss einiger Tribute zu Gemeinschaften, um bessere Überlebenschancen zu haben, mit dem Wissen, dass am Ende nur einer gewinnen kann. Das Sichern von Sponsoren und das Liefern einer Show innerhalb der Spiele. 
In meinen Augen ist dieser Gesellschaftsentwurf und die Kritik, die in ihm steckt, der interessanteste Part des Buches und erinnert schon fast an eine Utopie. Hinzu kommen die Charakterzeichnungen, die super an diese Welt angepasst sind und Glaubwürdigkeit vermitteln. So ist Katniss eine sehr authentische Hauptprotagonistin, deren Denken und Fühlen man jederzeit ohne Probleme nachvollziehen kann. Sie ist geprägt vom Tod ihres Vaters und der Last, die seitdem auf ihr liegt und fühlt sich verantwortlich für ihre kleine Schwester, für die sie auch während der Spiele keine Furcht erkennen lässt, damit Prim sich keine Sorgen macht. Trotz all der Kämpfe, der Härte und Kühle des Turniers schafft die Autorin es, die Emotionalität der Charaktere nicht zu vergessen und auch dieses geschieht genau im rechten Maß ohne Übertreibung.
Ich habe häufig über dieses Buch gehört, dass es sehr brutal sei, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht so empfinde. Ja, es werden Tode beschrieben (wie in vielen anderen Büchern auch), aber von Brutalität kann meiner Meinung nach nicht die Rede sein. Natürlich ist der Hintergrund dieser Spiele "krank" und es ist an sich grausam, Kinder gegeneinander kämpfen zu lassen, aber die eigentliche Darstellung der Kämpfe im Buch ist weder extrem blutrünstig noch übertrieben gewalttätig.Jedoch würde ich das vom Hersteller empfohlene Alter für die Leser von 14-17 Jahren nicht unterschreiten.

Fazit: 
Ein berührendes Buch, das viel Stoff zum Nachdenken bietet, eine Geschichte, die einen nicht loslässt, interessante Charakterzeichnungen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, die Darstellung einer voyeuristischen und ungerechten Welt mit all ihren Schwächen, die eine deutliche Kritik in sich birgt. 

Ich würde wirklich jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen, denn es spricht schon bekannte Themen auf eine neue Art und Weise an, ohne dabei langweilig zu sein. Im Gegenteil, das Buch ist eine rundum perfekte Sache bis hin zum kleinsten Detail.

Sonntag, 7. Juli 2013

Kerstin Gier "Silber-Das erste Buch der Träume"

What if you slept
And what if
In your sleep
You dreamed
And what if
In your dream
You went to heaven
And there you plucked a strange and beautiful flower
And what if
When you awoke
You had the flower in your hand
Ah, what then?
Samuel Taylor Coleridge

Erscheinungsdatum: 20.06.2013
Verlag: FJB
Seiten: 408
1. Teil einer Trilogie

Wer das neue Buch von Kerstin Gier zum ersten Mal in die Hand nimmt, dem wird sofort die wunderschöne und detailverliebte Umschlag- und Buchgestaltung auffallen, die das Buch schon rein optisch zu einem echten Hingucker macht. So befinden sich auf dem äußeren Umschlag Gegenstände und Lebewesen, die man alle in der Geschichte wiederfinden wird und wenn man beim Lesen aus Angst vor Knicken, Rissen etc. den Umschlag abnehmen möchte, hat man zusätzlich einen schön gestalteten Buchdeckel. Im Buch selbst wird dann durch die Blumenrankenzeichnungen am Seitenrand sowie das Zitat von Coleridge das Ganze thematisch abgerundet. Somit tragen auch die Zeichnungen ihren Teil zum Gesamtkonzept und der Stimmung des Buches bei.
Die Geschichte selbst wird dem Leser aus der Ich-Perspektive der 15-jährigen Olivia (Liv) Silber erzählt, die mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, dem Au-pair-Mädchen Lottie und der Hündin Butter nach England zieht, weil ihre Mutter einen Lehrauftrag in Oxford angenommen hat. Das ist bereits der sechste Umzug in acht Jahren für die Familie und Liv und ihre Schwester wünschen sich nichts mehr, als endlich einmal einen Ort als ihr zu Hause bezeichnen zu können. Sie hoffen, dass dieser Traum mit dem Cottage in Erfüllung geht, dass sie beziehen wollen. Doch schon am Flughafen wird den beiden klar, dass daraus wohl nichts wird, denn ihre Mutter hat einen neuen Freund (Ernest) und schon am nächsten Abend eröffnen die beiden Liv, Mia und Ernests Kindern, dass sie planen, alle zusammen in Ernests Haus in London zu wohnen. Es folgt ein bühnenreifer Ausraster von Ernests Tochter Florence, der in seiner Übertriebenheit sehr amüsant ist. Dennoch kann ich ihre und auch Livs Reaktion sehr gut verstehen, denn im ersten Teil des Buches werden alle Entscheidungen permanent über die Köpfe der Kinder hinweg entschieden und mit dem Spruch "Es ist doch nur zu eurem Besten, Mäuse!" gerechtfertigt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Buch die ersten hundert Seiten etwas anstrengend fand, vor allem die Einstellung der Mutter ihrer Familie gegenüber. Doch dann bessert es sich zusehends und als dann endlich auch die Träume eine immer größere Rolle spielen, wird es immer spannender. Leider muss ich sagen, dass eigentlich erst ab der Hälfte des Buches alles richtig in Fahrt kommt und einem die letzten zweihundert Seiten plötzlich viel zu kurz erscheinen. Ich halte mich mit Absicht bei der Wiedergabe des Inhalts zurück, denn ich möchte euch nicht den Spaß und die Spannung am Buch nehmen, vor allem was die Sache mit den Träumen angeht. Ich kann euch jedoch verraten, dass es richtig spannend wird und das Ende auch eine unerwartete Wendung bereit hält. Natürlich dürfen bei Kerstin Gier auch die gutaussehenden Jungs, nervende Klassenkameradinnen, einige wirklich witzige Szenen und eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Letztere ist wirklich herzerwärmend schön, ohne dabei zu sehr ins Kitschige zu verfallen. Auch die Charaktere sind mit viel Liebe und Hingabe beschrieben und lassen die Geschichte lebendig wirken. An einer Stelle musste ich jedoch schlucken, als die neue Stiefschwester Florence das deutsche Au-pair-Mädchen Lottie nach der Nazivergangenheit ihrer Familie befragt. Mir ist der Sinn dieser Stelle nicht ganz klar und sie trägt auch nichts zur Story bei. 
Das erste Buch ist eine in sich abgeschlossene Story, dass jedoch direkt am Ende einen kurzen Cliffhanger zum nächsten Band anbietet. Alle, die ganz begeistert vom ersten Band sind, können sich ja schon mal den 26.06.2014 dick und rot in ihrem Kalender markieren, dann soll nämlich der zweite Band erscheinen. 

Fazit: 
Das Buch ist wundervoll gestaltet, hat eine wirklich interessante und spannende Geschichte mit einigen Wendungen, die Figuren haben viel Herz und Tiefe und die Geschichte schafft einen Balanceakt zwischen lustig, melancholisch, geheimnisvoll und traurig.
Leider kommt mir das Buch viel zu kurz vor, vor allem da der spannende Teil erst ab der Hälfte richtig los geht.

Alles in allem hat Kerstin Gier wieder mal ein wunderbares Buch fertig gestellt, das den Leser in eine "traumhafte" und wunderschöne Welt entführt. Doch trotz all des Lobes reicht es für mich noch nicht an den hohen Stand der "Rubinrot"-Trilogie heran, was sich aber vielleicht (und hoffentlich) mit den nächsten zwei Bänden ändern wird.

Samstag, 6. Juli 2013

Chris Columbus & Ned Vizzini "House of Secrets-Der Fluch des Denver Kristoff"

"Dieses Buch hat eure Familie angerufen.
Es wollte gefunden werden. Und dieses
Buch bekommt immer, was es will. Es ist
das mächtigste, verführerischste Buch in der
Geschichte der Menschheit. Wisst ihr, wie
es heißt?"
Cordelia, Brendan und Eleanor schüttelten
stumm ihre Köpfe.
"Das Buch des Verderbens und Verlangens."


Erscheinungsdatum: 02.05.2013
Verlag: Arena
Seiten: 457
1. Teil einer Reihe

Das Jugendbuch "House of Secrets-Der Fluch des Denver Kristoff" habe ich aus einem Impuls heraus im Buchladen mitgenommen, da ich die sehr schöne Umschlaggestaltung, sowie die kurze Inhaltsbeschreibung auf der Rückseite des Buches sehr ansprechend fand. Glücklicherweise verbirgt sich hinter dem schönen Äußeren auch eine ebenso ansprechende Geschichte. Weil ihr Vater seine Arbeit als Arzt verloren hat und die Familie deshalb aus Kostengründen eine billigere Bleibe braucht, sind die Geschwister Cordelia (15 Jahre), Brendan (12) und Eleanor (8) mit ihren Eltern auf der Suche nach einem neuen Haus. Nach einigen bisher eher unerfreulichen Besichtigungen sind sie deshalb sehr glücklich, dass sie eine Villa in der direkten Nähe der Golden Gate Bridge zu einem günstigen Preis erstehen können. Cordelia ist zusätzlich begeistert, als sie erfährt, dass das Haus um 1900 herum einem Schriftsteller namens Denver Kristoff gehört hat, weil sie nämlich eine richtige Büchernärrin ist. Doch als die Nachbarin/Tochter des Schriftstellers, Dahlia, zu Besuch kommt, um die Familie zu begrüßen, ist es mit der Freude schnell vorbei. Sie entpuppt sich nämlich als fürchterlich entstellte Frau mit großen schwefelig-faulig-stinkenden Flügeln und verwüstet mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten das Haus. Nachdem alles vorüber ist, stellen die Geschwister voller Entsetzen fest, dass ihre Eltern verschwunden sind. Und das ist noch nicht alles: Dahlia hat die Kinder in die Bücher ihres Vaters gezaubert, sodass sie nun plötzlich von fledermausfressenden Riesenlibellen, Piraten, Kolossen oder Skeletten, die wieder zu Menschen werden, umgeben sind. Natürlich hat Dahlia das nicht ohne Grund getan: im Jahre 1906 haben Denver Kristoff und der Ururgroßvater der Geschwister das "Buch des Verderbens und Verlangens" gefunden, das Dahlia unbedingt besitzen möchte, da es große Kräfte in sich birgt. Denver Kristoff hat dieses Buch in seinen Geschichten versteckt, damit seine Tochter es nicht stehlen kann und nur die Geschwister sind in der Lage, das Buch zu finden. Dafür müssen sie nichts weiter tun, als ihren eigenen Wünschen zu folgen und selbstsüchtig zu sein.
Die Geschichte besticht durch ihren schnellen, abwechslungsreichen und spannenden Verlauf, sodass die Seiten einem nur so unter den Händen weg fliegen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und bringen immer etwas Neues. Man hat kaum Zeit, einmal tief Luft zu holen, weil es einen ständigen Wechsel von Orten, Gefahren oder Gegnern gibt. Das Buch erinnert von seinem Aufbau her an einigen Stellen doch sehr stark an einen Actionfilm, was vielleicht an der Mitautorenschaft des Regisseurs Chris Columbus liegt, der durch Filme wie "Gremlins" oder "Percy Jackson-Diebe im Olymp" bekannt geworden ist. In manchen Momenten sind die "fantastischen" Elemente fast schon zu übertrieben dargestellt und man hat das Gefühl, dass es einfach zu viel von allem ist. Mir sind beim Lesen auch häufig Vergleiche mit Filmen wie "Jumanji" oder "Fluch der Karibik" in den Sinn gekommen, wenn z.B. ein Skelett beschrieben wird, das im Sonnenlicht wieder zu einem Menschen wird. 
Zu den Hauptprotagonisten lässt sich sagen, dass jedem der Kinder ein paar (prototypische) Charaktereigenschaften zugewiesen werden, die sie auch während des gesamten Buches beibehalten und auf die in Abständen immer mal wieder hingewiesen wird. Eine wirkliche Entwicklung ist bei keinem der Charaktere zu sehen und leider fehlt auch dementsprechend eine gewisse "persönliche" Tiefe bei allen Beteiligten. So lässt es sich wahrscheinlich auch erklären, dass Morde oder das Sezieren von lebenden Menschen die drei Kinder scheinbar völlig unberührt lassen. Sie wirken und handeln in vielen Momenten wie Erwachsene, um dann im nächsten Augenblick in zu übertrieben kindliches Verhalten zu verfallen. Mir persönlich ist es schwer gefallen, eine wirkliche Bindung zu den Hauptprotagonisten aufzubauen, da kaum Gefühle oder Gedanken von ihnen preisgegeben werden und man somit keine Chance hat, sich in ihre Situation hineinzuversetzen. 
Trotz allem hat mich die spannende Geschichte jederzeit mitgerissen und ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie sie enden wird. Und der Cliffhanger am Ende des Buches lässt den Leser ungefähr erahnen, worum es im nächsten Band gehen könnte. Trotzdem ist der erste Band eine in sich abgeschlossene Geschichte, die kaum Fragen offen lässt. 
Ich möchte auch noch unbedingt etwas zur Altersempfehlung des Buches sagen: "House of Secrets" ist ein Jugendbuch, das ab 11 Jahren empfohlen wird. Ich persönlich empfinde diese Empfehlung als zu niedrig angesetzt, denn es kommt im Buch immer wieder zu Szenen, in denen Menschen sterben (was auch beschrieben wird), Gewalt dargestellt wird oder das Sezieren eines lebenden Menschen. Ich würde allen Eltern raten, vielleicht selber einen Blick in das Buch zu werfen, bevor sie es ihren Kindern zum Lesen geben, um dann besser entscheiden zu können, ob dieses Buch schon etwas für ihr Kind ist. 

Fazit: 
Das Buch begeistert durch eine spannungsgeladene und interessante Story, die Darstellung einer wirklich "fantastischen" Welt mit Lebewesen, die man nicht in jedem anderen Buch dieser Art auch antrifft, eine liebevolle Gestaltung, sowohl außen als auch innen und die Zurschaustellung des Gedankens, dass man alles erreichen kann, wenn man zusammenhält. 
Ein Abstrich ist leider bei der Charaktergestaltung zu machen, die ziemlich oberflächlich bleibt. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Buch etwas für jeden ist, der gerne spannende und kurzweilige Geschichten liest und Freude an "fantastischen" Welten und Geschehnissen hat. Wer jedoch der Vorankündigung glaubt, dass diese Reihe ein neuer Harry Potter sein könnte, dem muss ich ganz deutlich sagen, dass "House of Secrets" in keinster Weise mit der Tiefe und der Komplexität der Story eines Harry Potter mithalten kann.