Es wollte gefunden werden. Und dieses
Buch bekommt immer, was es will. Es ist
das mächtigste, verführerischste Buch in der
Geschichte der Menschheit. Wisst ihr, wie
es heißt?"
Cordelia, Brendan und Eleanor schüttelten
stumm ihre Köpfe.
"Das Buch des Verderbens und Verlangens."
Erscheinungsdatum: 02.05.2013
Verlag: Arena
Seiten: 457
1. Teil einer Reihe
Das Jugendbuch "House of Secrets-Der Fluch des Denver Kristoff" habe ich aus einem Impuls heraus im Buchladen mitgenommen, da ich die sehr schöne Umschlaggestaltung, sowie die kurze Inhaltsbeschreibung auf der Rückseite des Buches sehr ansprechend fand. Glücklicherweise verbirgt sich hinter dem schönen Äußeren auch eine ebenso ansprechende Geschichte. Weil ihr Vater seine Arbeit als Arzt verloren hat und die Familie deshalb aus Kostengründen eine billigere Bleibe braucht, sind die Geschwister Cordelia (15 Jahre), Brendan (12) und Eleanor (8) mit ihren Eltern auf der Suche nach einem neuen Haus. Nach einigen bisher eher unerfreulichen Besichtigungen sind sie deshalb sehr glücklich, dass sie eine Villa in der direkten Nähe der Golden Gate Bridge zu einem günstigen Preis erstehen können. Cordelia ist zusätzlich begeistert, als sie erfährt, dass das Haus um 1900 herum einem Schriftsteller namens Denver Kristoff gehört hat, weil sie nämlich eine richtige Büchernärrin ist. Doch als die Nachbarin/Tochter des Schriftstellers, Dahlia, zu Besuch kommt, um die Familie zu begrüßen, ist es mit der Freude schnell vorbei. Sie entpuppt sich nämlich als fürchterlich entstellte Frau mit großen schwefelig-faulig-stinkenden Flügeln und verwüstet mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten das Haus. Nachdem alles vorüber ist, stellen die Geschwister voller Entsetzen fest, dass ihre Eltern verschwunden sind. Und das ist noch nicht alles: Dahlia hat die Kinder in die Bücher ihres Vaters gezaubert, sodass sie nun plötzlich von fledermausfressenden Riesenlibellen, Piraten, Kolossen oder Skeletten, die wieder zu Menschen werden, umgeben sind. Natürlich hat Dahlia das nicht ohne Grund getan: im Jahre 1906 haben Denver Kristoff und der Ururgroßvater der Geschwister das "Buch des Verderbens und Verlangens" gefunden, das Dahlia unbedingt besitzen möchte, da es große Kräfte in sich birgt. Denver Kristoff hat dieses Buch in seinen Geschichten versteckt, damit seine Tochter es nicht stehlen kann und nur die Geschwister sind in der Lage, das Buch zu finden. Dafür müssen sie nichts weiter tun, als ihren eigenen Wünschen zu folgen und selbstsüchtig zu sein.
Die Geschichte besticht durch ihren schnellen, abwechslungsreichen und spannenden Verlauf, sodass die Seiten einem nur so unter den Händen weg fliegen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und bringen immer etwas Neues. Man hat kaum Zeit, einmal tief Luft zu holen, weil es einen ständigen Wechsel von Orten, Gefahren oder Gegnern gibt. Das Buch erinnert von seinem Aufbau her an einigen Stellen doch sehr stark an einen Actionfilm, was vielleicht an der Mitautorenschaft des Regisseurs Chris Columbus liegt, der durch Filme wie "Gremlins" oder "Percy Jackson-Diebe im Olymp" bekannt geworden ist. In manchen Momenten sind die "fantastischen" Elemente fast schon zu übertrieben dargestellt und man hat das Gefühl, dass es einfach zu viel von allem ist. Mir sind beim Lesen auch häufig Vergleiche mit Filmen wie "Jumanji" oder "Fluch der Karibik" in den Sinn gekommen, wenn z.B. ein Skelett beschrieben wird, das im Sonnenlicht wieder zu einem Menschen wird.
Zu den Hauptprotagonisten lässt sich sagen, dass jedem der Kinder ein paar (prototypische) Charaktereigenschaften zugewiesen werden, die sie auch während des gesamten Buches beibehalten und auf die in Abständen immer mal wieder hingewiesen wird. Eine wirkliche Entwicklung ist bei keinem der Charaktere zu sehen und leider fehlt auch dementsprechend eine gewisse "persönliche" Tiefe bei allen Beteiligten. So lässt es sich wahrscheinlich auch erklären, dass Morde oder das Sezieren von lebenden Menschen die drei Kinder scheinbar völlig unberührt lassen. Sie wirken und handeln in vielen Momenten wie Erwachsene, um dann im nächsten Augenblick in zu übertrieben kindliches Verhalten zu verfallen. Mir persönlich ist es schwer gefallen, eine wirkliche Bindung zu den Hauptprotagonisten aufzubauen, da kaum Gefühle oder Gedanken von ihnen preisgegeben werden und man somit keine Chance hat, sich in ihre Situation hineinzuversetzen.
Trotz allem hat mich die spannende Geschichte jederzeit mitgerissen und ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie sie enden wird. Und der Cliffhanger am Ende des Buches lässt den Leser ungefähr erahnen, worum es im nächsten Band gehen könnte. Trotzdem ist der erste Band eine in sich abgeschlossene Geschichte, die kaum Fragen offen lässt.
Ich möchte auch noch unbedingt etwas zur Altersempfehlung des Buches sagen: "House of Secrets" ist ein Jugendbuch, das ab 11 Jahren empfohlen wird. Ich persönlich empfinde diese Empfehlung als zu niedrig angesetzt, denn es kommt im Buch immer wieder zu Szenen, in denen Menschen sterben (was auch beschrieben wird), Gewalt dargestellt wird oder das Sezieren eines lebenden Menschen. Ich würde allen Eltern raten, vielleicht selber einen Blick in das Buch zu werfen, bevor sie es ihren Kindern zum Lesen geben, um dann besser entscheiden zu können, ob dieses Buch schon etwas für ihr Kind ist.
Fazit:
Das Buch begeistert durch eine spannungsgeladene und interessante Story, die Darstellung einer wirklich "fantastischen" Welt mit Lebewesen, die man nicht in jedem anderen Buch dieser Art auch antrifft, eine liebevolle Gestaltung, sowohl außen als auch innen und die Zurschaustellung des Gedankens, dass man alles erreichen kann, wenn man zusammenhält.
Ein Abstrich ist leider bei der Charaktergestaltung zu machen, die ziemlich oberflächlich bleibt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Buch etwas für jeden ist, der gerne spannende und kurzweilige Geschichten liest und Freude an "fantastischen" Welten und Geschehnissen hat. Wer jedoch der Vorankündigung glaubt, dass diese Reihe ein neuer Harry Potter sein könnte, dem muss ich ganz deutlich sagen, dass "House of Secrets" in keinster Weise mit der Tiefe und der Komplexität der Story eines Harry Potter mithalten kann.
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