Sonntag, 7. Juli 2013

Kerstin Gier "Silber-Das erste Buch der Träume"

What if you slept
And what if
In your sleep
You dreamed
And what if
In your dream
You went to heaven
And there you plucked a strange and beautiful flower
And what if
When you awoke
You had the flower in your hand
Ah, what then?
Samuel Taylor Coleridge

Erscheinungsdatum: 20.06.2013
Verlag: FJB
Seiten: 408
1. Teil einer Trilogie

Wer das neue Buch von Kerstin Gier zum ersten Mal in die Hand nimmt, dem wird sofort die wunderschöne und detailverliebte Umschlag- und Buchgestaltung auffallen, die das Buch schon rein optisch zu einem echten Hingucker macht. So befinden sich auf dem äußeren Umschlag Gegenstände und Lebewesen, die man alle in der Geschichte wiederfinden wird und wenn man beim Lesen aus Angst vor Knicken, Rissen etc. den Umschlag abnehmen möchte, hat man zusätzlich einen schön gestalteten Buchdeckel. Im Buch selbst wird dann durch die Blumenrankenzeichnungen am Seitenrand sowie das Zitat von Coleridge das Ganze thematisch abgerundet. Somit tragen auch die Zeichnungen ihren Teil zum Gesamtkonzept und der Stimmung des Buches bei.
Die Geschichte selbst wird dem Leser aus der Ich-Perspektive der 15-jährigen Olivia (Liv) Silber erzählt, die mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, dem Au-pair-Mädchen Lottie und der Hündin Butter nach England zieht, weil ihre Mutter einen Lehrauftrag in Oxford angenommen hat. Das ist bereits der sechste Umzug in acht Jahren für die Familie und Liv und ihre Schwester wünschen sich nichts mehr, als endlich einmal einen Ort als ihr zu Hause bezeichnen zu können. Sie hoffen, dass dieser Traum mit dem Cottage in Erfüllung geht, dass sie beziehen wollen. Doch schon am Flughafen wird den beiden klar, dass daraus wohl nichts wird, denn ihre Mutter hat einen neuen Freund (Ernest) und schon am nächsten Abend eröffnen die beiden Liv, Mia und Ernests Kindern, dass sie planen, alle zusammen in Ernests Haus in London zu wohnen. Es folgt ein bühnenreifer Ausraster von Ernests Tochter Florence, der in seiner Übertriebenheit sehr amüsant ist. Dennoch kann ich ihre und auch Livs Reaktion sehr gut verstehen, denn im ersten Teil des Buches werden alle Entscheidungen permanent über die Köpfe der Kinder hinweg entschieden und mit dem Spruch "Es ist doch nur zu eurem Besten, Mäuse!" gerechtfertigt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Buch die ersten hundert Seiten etwas anstrengend fand, vor allem die Einstellung der Mutter ihrer Familie gegenüber. Doch dann bessert es sich zusehends und als dann endlich auch die Träume eine immer größere Rolle spielen, wird es immer spannender. Leider muss ich sagen, dass eigentlich erst ab der Hälfte des Buches alles richtig in Fahrt kommt und einem die letzten zweihundert Seiten plötzlich viel zu kurz erscheinen. Ich halte mich mit Absicht bei der Wiedergabe des Inhalts zurück, denn ich möchte euch nicht den Spaß und die Spannung am Buch nehmen, vor allem was die Sache mit den Träumen angeht. Ich kann euch jedoch verraten, dass es richtig spannend wird und das Ende auch eine unerwartete Wendung bereit hält. Natürlich dürfen bei Kerstin Gier auch die gutaussehenden Jungs, nervende Klassenkameradinnen, einige wirklich witzige Szenen und eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Letztere ist wirklich herzerwärmend schön, ohne dabei zu sehr ins Kitschige zu verfallen. Auch die Charaktere sind mit viel Liebe und Hingabe beschrieben und lassen die Geschichte lebendig wirken. An einer Stelle musste ich jedoch schlucken, als die neue Stiefschwester Florence das deutsche Au-pair-Mädchen Lottie nach der Nazivergangenheit ihrer Familie befragt. Mir ist der Sinn dieser Stelle nicht ganz klar und sie trägt auch nichts zur Story bei. 
Das erste Buch ist eine in sich abgeschlossene Story, dass jedoch direkt am Ende einen kurzen Cliffhanger zum nächsten Band anbietet. Alle, die ganz begeistert vom ersten Band sind, können sich ja schon mal den 26.06.2014 dick und rot in ihrem Kalender markieren, dann soll nämlich der zweite Band erscheinen. 

Fazit: 
Das Buch ist wundervoll gestaltet, hat eine wirklich interessante und spannende Geschichte mit einigen Wendungen, die Figuren haben viel Herz und Tiefe und die Geschichte schafft einen Balanceakt zwischen lustig, melancholisch, geheimnisvoll und traurig.
Leider kommt mir das Buch viel zu kurz vor, vor allem da der spannende Teil erst ab der Hälfte richtig los geht.

Alles in allem hat Kerstin Gier wieder mal ein wunderbares Buch fertig gestellt, das den Leser in eine "traumhafte" und wunderschöne Welt entführt. Doch trotz all des Lobes reicht es für mich noch nicht an den hohen Stand der "Rubinrot"-Trilogie heran, was sich aber vielleicht (und hoffentlich) mit den nächsten zwei Bänden ändern wird.

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