Samstag, 9. November 2013

Suzanne Collins "Die Tribute von Panem-Flammender Zorn"

Ich bin enttäuscht, dass mein Gesicht
nicht das erste war, das er nach dem
Aufwachen gesehen hat, aber jetzt
sieht er es. In seiner Miene lese ich
Unglauben und eine stärkere Regung,
die ich nicht richtig einordnen kann.
Verlangen? Verzweiflung?
Bestimmt beides, denn er stößt die
Ärzte zur Seite, springt auf und kommt
auf mich zu. Mit ausgebreiteten Armen
laufe ich ihm entgegen. Auch er streckt
die Hände nach mir aus, bestimmt, um
mein Gesicht zu streicheln.
Meine Lippen formen gerade seinen
Namen, da schließt er die Hände um
meine Kehle.

Erscheinungsdatum: 20.01.2011
Verlag: Oetinger
Seiten: 428
3. Teil einer Trilogie

Nach dem für mich enttäuschenden zweiten Band der Reihe war ich nun sehr gespannt auf den letzten Teil und das große Finale von Katniss` Widerstand gegen das Kapitol. Eine Freundin hatte mich vorgewarnt, dass ich nicht allzu große Hoffnungen auf diesen Band setzen sollte, wenn ich den zweiten schon nicht so gut gefunden hatte. Ich ging also mit relativ wenigen Erwartungen und einem bangen Herzen an meine Lektüre, was sich nun im Nachhinein als völlig unbegründet herausgestellt hat. Zwar lässt mich auch dieser Band nicht in solche Jubelstürme ausbrechen, wie ich es beim ersten Teil hatte, doch dieses Buch hat es geschafft mich auf einer tieferen, emotionalen Ebene in seinen Bann zu ziehen.
Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, es herrscht Krieg in Panem. Nirgendwo ist dies besser zu erkennen als in Distrikt 12. Katniss geht durch die Überreste der Stadt, die einmal ihre Heimat gewesen ist. Um sie herum: Steinruinen, Asche und so viele Leichen, dass teilweise die Straße nicht mehr zu erkennen ist. Nur 800 Überlebende konnten sich in Distrikt 13 flüchten, als die Bomben des Kapitols auf Distrikt 12 niedergingen, direkt nachdem Katniss mit Hilfe des Hovercrafts aus der Spielarena gerettet wurde. Nun lebt sie mit ihrer Familie, zusammen mit den anderen Flüchtlingen, in Distrikt 13. Die Stadt wurde unterirdisch errichtet und ist das Hauptorganisationszentrum der Rebellion. Die Anführer des Aufstandes wünschen sich Katniss in der Rolle des Spotttölpels, dem Symbol der Rebellion, da sie in der Spielarena dem Kapitol die Stirn geboten hat und damit zu einer Hoffnungsträgerin der Menschen geworden ist. Doch Katniss weiß nicht, was sie tun soll. Der zweite Arenabesuch hat tiefe Spuren hinterlassen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Sie ist sehr labil und die Sorge um Peeta, der in den Fängen des Kapitols ist, macht sie nur noch unsicherer. Doch sie erkennt bald, dass sie in der Rolle des Spotttölpels viel mehr erreichen kann, als wenn sie weiterhin im Untergrund bleibt. Und so beginnt der Kampf um Panem endgültig. Mehr und mehr Distrikte schließen sich der Rebellion an und ziehen die Schlinge um das Kapitol immer enger. 
Glücklicherweise kann ich sagen, dass die Autorin die Schwäche des zweiten Bandes bezüglich der Charaktere hier überwunden hat. Katniss ist aufgrund ihrer Erlebnisse in der Arena nicht mehr in der Lage, zu ihrer alten inneren Stärke zurückzufinden, was ich in diesem Band realistisch dargestellt finde, aber sie bemüht sich, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihre Familie und Freunde zu schützen und den Krieg schnellstmöglich zu beenden. Man trifft viele alte Bekannte wieder und ich finde es sehr schön, dass Suzanne Collins neben der Hauptstory auch nicht vergessen hat, ein paar Einzelschicksale näher zu beleuchten, was die gesamte Handlung dichter und authentischer wirken lässt und eine gewisse Vielschichtigkeit verleiht. Generell finde ich ihren Umgang mit dem Thema Krieg sehr gelungen, denn sie versucht, möglichst alle Bereiche und Spektren zu erfassen und behandelt diese mit dem nötigen Feingefühl. Ich muss sagen, nachdem ich dieses Buch aus der Hand gelegt habe, war ich innerlich sehr aufgewühlt, denn das Ende ging mir stark unter die Haut. Ohne etwas verraten zu wollen, bin ich einfach nur dankbar, dass die Autorin nicht versucht hat, auf Biegen und Brechen etwas herbeizuschreiben, mit dem vielleicht möglichst viele glücklich sind (oder sie), sondern sie hat meiner Meinung nach genau das Ende ausgewählt, das am besten zur Gesamtstory passt. Wenn ich mir nach der Lektüre aller drei Bücher alles noch einmal komplett durch den Kopf gehen lasse, komme ich zu dem Ergebnis, dass es von der ersten bis zur letzten Seite eine stimmige Sache ist und alles in allem eine großartige, bildgewaltige und emotional sehr aufwühlende Geschichte ist, die zumindest mich stark zum Nachdenken angeregt hat. 

Fazit: 
Dieses Buch hat alles, was ein gutes Buch haben muss: eine gute, stringente Story, Spannung, die verschiedensten Charaktere, einen tiefgründigen Umgang mit dem Thema Krieg und Verlust und ein für mich sehr bewegendes Ende. 

Das Finale ist ein unbedingtes MUSS für jeden Panem-Fan und auch sonst unbedingt zu empfehlen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Kristy und Tabita Lee Spencer "Dark Angels Winter-Die Erfüllung"

Erneuert das Wissen, den Pakt und die Macht,
traut denen, die wandeln als Wolf in der Nacht.
Seht auf das Zeichen in eurer Hand,
das Auge zeigt, wer ist euch verwandt.
Gemeinsam mit ihnen werdet ihr stehn,
drei Frauen werden ihm in die Augen sehn,
am Grabe holt euch der Nachtwind ein,
er soll euer stärkster Verbündeter sein...

So flüstere ich diese Worte nur,
der Tod ist so nahe, die blutige Spur
beginnt hier und heute in uralter Zeit,
sein Griff ist so eisig, sein Atem so weit.

Erscheinungsdatum: Ende September 2013
Verlag: Arena
Seiten: 723
3. und 4. Band einer Tetralogie

Nach den anfänglichen Problemen und der Verzögerung des Erscheinungstermins ist Ende September endlich "Dark Angels Winter" im Handel erschienen. Bereits im Sommer hatten die Autorinnen bekannt gegeben, dass sie die letzten beiden Bände der Tetralogie in einem Buch veröffentlichen würden. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich im ersten Moment schon etwas enttäuscht war, als ich diese Meldung las, denn ich hatte mich auf zwei weitere Bände mit Indie und Dawna gefreut, vor allem, da dieses Buch mit 723 Seiten niemals zwei vollwertige Bände beinhalten kann (Teil 1 und 2 hatten jeweils knapp 500 Seiten). Böse Zungen könnten behaupten, dass den Autorinnen schlicht und einfach die Ideen für zwei weitere Bände gefehlt haben und auch ich konnte diesen Gedanken während des Lesens nie ganz abschütteln. 
Das Buch beginnt mit einem längeren Gedicht, das sehr eingängig und schön geschrieben ist und den Leser sozusagen auf das Finale einstimmt. Es folgt ein Kapitel mit einer mysteriösen und zunächst unbekannten Frau, die in irgendeiner Beziehung zu Indie und Dawna steht, die aus Spannungsgründen natürlich nicht gleich am Anfang preisgegeben wird. Erst dann beginnt die Geschichte der zwei Schwestern, wobei mir sofort auffiel, dass Indies Federn am Seitenrand nicht mehr rot, sondern grau gefärbt sind. Leider ist mir der Grund dieser Veränderung bis zum Ende nicht klar geworden und ich kann nicht sagen, ob es etwas mit dem Inhalt zu tun hat oder einfach eine Gestaltungsfrage ist. Genau wie auch die ersten zwei Teile schließt der Finalband direkt an die Ereignisse des vorherigen Buches an, wobei es mir dieses Mal sehr schwer fiel in die Geschichte reinzukommen. Mir ist es zu keinem Zeitpunkt gelungen, so eine Nähe zu Indie und Dawna aufzubauen, wie es bei den ersten Büchern der Fall gewesen ist. Auch fehlte mir diese bestimmte Atmosphäre, die die anderen Bände so besonders gemacht hat. Der Leser erfährt, dass es einen Orden der Hüterinnen gibt, die Schwestern somit nicht die einzigen Hüterinnen auf der Welt sind (wovon ich irgendwie immer ausgegangen bin) und das Kat und Miss Anderson, die zwei Engelsseminarteilnehmerinnen, in Wirklichkeit zu diesem Orden gehören und in Whistling Wing sind, um Dawna und Indie auszubilden. Diese Ausbildung reicht von Schutzkreisen errichten bis zum Erlernen einer Kampfsportart. Dies ist, meiner Meinung nach, nicht der einzige Punkt, an dem die Autorinnen es etwas übertreiben, denn sie machen aus den Geschwistern übermenschliche Kampfmaschinen, irgendwo zwischen Amazone und Tomb Raider, die nicht nur plötzlich dauerhaft und überall mit Waffen am Körper rumrennen, sondern natürlich auch mit Leichtigkeit gegen die stärksten der Hüterinnen bestehen können und zwar in allen Disziplinen. Dadurch verlieren sie für mich einen großen Teil ihrer Authentizität und ihre charakterlichen Feinheiten und Tiefen, die in den ersten beiden Bänden großartig herausgearbeitet wurden, verschwimmen dabei zu einer einzigen grauen Masse. Das als "dramatisches Finale" angekündigte Ende wird im Laufe des Buches immer vorhersehbarer und hatte bis auf ein zwei Kleinigkeiten keine wirkliche Überraschung parat. 
Alles in allem muss ich leider sagen, dass mich der Abschlussband nach den wirklich sehr guten ersten beiden Bänden sehr enttäuscht hat und ich ihn ohne wirkliche Freude und Spaß gelesen habe. 

Fazit: 
Leider reicht dieser Band nicht an die ersten beiden Teile heran, dennoch werden alle offenen Fragen beantwortet und alle losen Fäden sinnvoll verbunden. 

Natürlich sollte sich kein "Dark Angels"-Fan das Finale der Reihe entgehen lassen, jedoch solltet ihr vielleicht eure Erwartungen nicht so hoch schrauben wie bei den ersten Bänden.

Dienstag, 8. Oktober 2013

George R.R. Martin "Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben"

Ein Horn ertönte.
Einen Herzschlag lang saß Dunk so still
wie eine Fliege in Bernstein, auch wenn
alle Pferde sich in Bewegung setzten.
Ein Anfall von Panik überkam ihn. Ich
habe alles vergessen, dachte er hektisch.
Ich habe alles vergessen, ich werde mir
Schande machen, ich werde alles verlieren.
Donner rettete ihn. Der große braune Hengst
wusste, was er zu tun hatte, auch wenn sein
Reiter es nicht zu wissen schien. Er setzte sich
in einen langsamen Trab. Dann erinnerte sich
Dunk an seine Ausbildung.
Er ließ das Schlachtross sanft seine Sporen
spüren und neigte die Lanze.

Erscheinungsdatum: 23.09.2013
Verlag: Penhaligon
Seiten: 413
1. Buch einer (geplanten) Reihe

"Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben" ist eine Zusammenstellung von drei Kurzgeschichten, die allesamt von dem Heckenritter Dunk und seinem Knappen Ei handeln. Alle drei Geschichten sind bereits früher schon einmal erschienen, jedoch nie in einem Buch. Geschichte eins "Der Heckenritter" ist 1999 das erste Mal auf Deutsch herausgekommen, Geschichte zwei "Das verschworene Schwert" erstmals 2005 und die dritte Geschichte "Der geheimnisvolle Ritter" ist eine deutsche Erstausgabe. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass das Buch aktuell nur in deutscher Sprache zu erhalten ist und die englische Version 2014 erscheinen soll (aber bei Martin würde ich mich da vielleicht nicht zu sehr drauf verlassen; er verschiebt seine Veröffentlichungen gerne einmal zeitlich nach hinten). "Der Heckenritter von Westeros-Das Urteil der Sieben" ist der erste Band von einer (geplanten) Reihe, wobei die nächste Kurzgeschichte von Dunk und Ei wohl schon in Arbeit sein soll und weitere folgen sollen. Für Leute, die noch nicht dem Zauber der Saga "Lied von Eis und Feuer" verfallen sind, kann ich beruhigend sagen, dass sie für diese drei Kurzgeschichten kein Vorwissen brauchen, da sie 100 Jahre vor den Ereignissen der Saga spielen.
Da jede der Geschichten sich zwischen 120 und 150 Seiten Story bewegt, möchte ich mich dieses Mal mit einer konkreten Inhaltsangabe zurückhalten, um euch nicht den Lesespaß zu nehmen. Grob gesagt handelt das Buch von den Reisen des Heckenritters Dunk und seinem Knappen Ei, die dabei einige interessante Dinge erleben und auf die verschiedensten Leute treffen. Der Leser erlebt das Ganze aus der Sicht von Dunk (oder auch Ser Duncan der Große), der einem wirklich schnell ans Herz wächst, genau wie sein Knappe Ei. Die beiden sind ein super Team und ergänzen sich prima. Dunk, der junge Heckenritter, ist ein gutherziger und grundehrlicher junger Mann, für den Begriffe wie Ehre und Rechtschaffenheit noch eine Bedeutung haben und der stets darauf bedacht ist, das Richtige zu tun und Gutes zu vollbringen, ohne dabei auch nur ansatzweise langweilig zu sein. Er weiß sehr wohl, dass er schon weit in seinem Leben gekommen ist und wem er das zu verdanken hat. Gerade durch seine Schwächen wirkt er sehr lebensnah und ich musste jedes Mal lächeln, wenn er sich selbst als "Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer" beschimpft hat. Sein Knappe Ei ist ein treuer, loyaler, manchmal etwas vorlauter Bursche, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht und keine Gefahr scheut. Eingebettet werden ihre Geschichten in die wunderbare Welt von Westeros mit ihren verschiedensten Häusern und Adelsfamilien, Ränkespielen und Rebellionen, Streit um Ländereien zwischen benachbarten Familien und die Austragung von Turnieren. Wie es für Martin üblich ist, strotzen selbst diese (für ihn kurzen) Geschichten voller Details und einer Vielzahl an auftretenden Leuten aus den diversen Familien mit entsprechendem Wappen und ganz eigenen Lebensgeschichten, die die Story wahnsinnig lebendig machen und dem Leser ein "Ich-bin-dabei-Gefühl" vermitteln. Ich konnte mich am Ende nur schwer von Dunk und Ei trennen und hoffe sehr, dass die Reihe irgendwann fortgesetzt wird.

Fazit: 
Das Buch fasziniert durch drei wahnsinnig spannende und gut verwebte Stories, lebensnahe und herzensgute Hauptcharaktere, die man nur mögen kann und eine Vielzahl von Orten und Charakteren, die den Geschichten die nötige Tiefe verleihen.

Ein MUSS für alle Fans von "Lied von Eis und Feuer" und sehr zu empfehlen für Fans der Fantasyliteratur, die drei kurze, aber interessante Geschichten zu lesen bekommen.

Donnerstag, 26. September 2013

Timur Vermes "Er ist wieder da"

Vermutlich wirkte ich den Hitlerjungen
nicht hilfsbedürftig genug, sie machten
den Eindruck, als wollten sie ihr Fußball-
spiel wieder aufnehmen, jedenfalls wandte
sich der größte nun zu seinen Kameraden
um, wodurch ich seinen Namen lesen
konnte, den ihm seine Mutter auf das
geradezu grellbunte Sportleibchen
gewirkt hatte.
"Hitlerjunge Ronaldo! Wo geht es zur
Straße?"

Erscheinungsdatum: 21.09.2012
Verlag: Eichborn
Seiten: 396

66 Jahre nach seinem Selbstmord erwacht Adolf Hitler auf einem unbebauten Grundstück mitten in Berlin und ist sichtlich verwirrt ob der für ihn fremden Umgebung und Umstände. Nichts scheint einen Sinn zu ergeben. Wo ist er? Wo sind seine Leute? Wo die Feinde? Hitler erkennt, dass er mehr Informationen braucht, um seine nächsten Schritte planen zu können. Er wandert durch Berlin, wobei die Reaktionen auf seine Erscheinung unterschiedlicher nicht ausfallen könnten. Viele halten ihn für einen Schauspieler bzw. denken, dass sie gerade von der versteckten Kamera gefilmt werden. Hitler findet Hilfe bei einem Kioskbesitzer, der ihn ein paar Tage in seinem Kiosk schlafen lässt und ihm so die Möglichkeit gibt, alles notwendige über seine neue Situation in Erfahrung zu bringen. Der Ladeninhaber ist völlig begeistert von Hitlers Authentizität und seiner Liebe zum Detail bei seiner "Performance" und macht ihn mit ein paar Leuten vom Fernsehen bekannt, die öfter bei ihm auf einen Kaffee vorbei kommen. Diese sehen großes Potential in der "Figur" Hitler und nehmen ihn unter Vertrag. Hitler kann das nur Recht sein, denn inzwischen hatte er genügend Zeit, sich über das heutige Deutschland zu informieren und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. Und was eignet sich besser als das Fernsehen, um schnell und effektiv anderen Menschen seine Meinung mitzuteilen? 
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive Hitlers geschrieben, sodass der Leser jeden Gedanken und jede neue Erkenntnis direkt miterlebt. Timur Vermes hat als Recherche viele historische Dokumente und Schriften Hitlers gelesen, was man sofort am Schriftstil erkennt: viele ausschweifende Monologe/Gedankengänge mit den bekannten Ansichten und Meinungen Hitlers. Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen, dennoch muss ich sagen, dass die manchmal doch sehr weitreichenden Erörterungen auf Dauer etwas ermüdend auf mich wirkten. Es ist interessant, das heutige Deutschland aus der Sicht Hitlers zu sehen, der schonungslos jede Schwäche/jeden Fehler aufdeckt und natürlich sofort Verbesserungsvorschläge bei der Hand hat, die dann wiederum nicht immer unbedingt meinen Vorstellungen entsprechen. Es ist erschreckend zu sehen, wie einfach es heutzutage scheinbar immer noch ist, mit radikalem Gedankengut großen Erfolg zu haben, vor allem, wenn man es so gut verbergen kann wie Hitler es tut. Natürlich halten ihn alle für einen Comedian/Schauspieler, sodass niemand ernsthaft den Verdacht hat, dass er Pläne hegt, sich wieder zum Führer des deutschen Volkes zu machen. Doch als Leser stehen einem da schon öfters die Nackenhaare zu Berge, vor allem, wenn man bedenkt, dass das alles schon einmal Realität war. Und genau wegen dieser Tatsache ist mir auch nach den ersten 50 Seiten das Lachen gründlich vergangen, obwohl es eine Menge lustiger Anspielungen auf das Leben und politische Wirken Hitlers gibt. Das Buch verlangt seinem Leser einen bestimmten Grad an Wissen ab, der die erlernten Fakten im Geschichtsunterricht weit übersteigt, um genau diese Anspielungen und nur halb beendeten Sätze verstehen und einordnen zu können. "Er ist wieder da" eignet sich also nicht unbedingt als spaßige Nebenbei-Lektüre, sondern ist ein ernstzunehmender Fingerzeig auf die Dinge, die immer noch jederzeit passieren könnten. 

Fazit: 
Das Buch zeichnet sich durch seinen speziellen und authentischen Schreibstil, die zum Teil versteckte Kritik an Institutionen unseres heutigen Lebens und die vor allem am Anfang auftretende Situationskomik aus. 
Doch leider muss ich sagen, dass ich mit dem Fortschreiten der Story nur noch wenig Witziges finden konnte, sondern mir das wahrscheinlich komisch gemeinte eher eine Gänsehaut bereitet hat. 

Das Buch ist wirklich empfehlenswert und glänzt durch die gute Idee des Autors, dennoch sollte ein bestimmtes Wissen über den entsprechenden Zeitraum beim Leser vorhanden sein.

Sonntag, 8. September 2013

John Katzenbach "Der Sumpf"

Dabei wurde ich wiederholt von den
Deputys verprügelt. Sie schlugen
mit zusammengerollten Telefonbüchern
auf mich ein, die keine sichtbaren
Spuren hinterlassen. Sie sagten, sie
würden mich umbringen; einer hielt
mir einen Revolver an den Kopf und
drückte immer wieder ab. Jedes Mal
klickte der Hammer auf eine leere
Kammer. Am Ende erklärten sie mir,
wenn ich ein Geständnis ablege,
würde alles gut. Ich hatte solche Angst
und war so erschöpft, dass ich das tat.
Da wäre noch etwas. Ich bin nicht nur
unschuldig, sondern kann Ihnen den
Namen des wahren Täters nennen.

Erscheinungsdatum: 01.07.2013
Verlag: Knaur Taschenbuch
Seiten: 715

"Der Sumpf" ist John Katzenbachs viertes Buch und bereits Anfang der 90er Jahre erschienen. Nun ist es in einer vollständig überarbeiteten deutschen Neuausgabe im Juli nochmals veröffentlicht worden. John Katzenbach ist dafür bekannt, in seinen Büchern die Urängste/Alpträume der Menschen anzusprechen und vergisst dabei nie die Einblicke in die Psyche seiner Charaktere, so auch in "Der Sumpf". 
Einer der Hauptcharaktere des Buches ist Matthew Cowart, ein Journalist beim "Miami Journal", der eines Tages Post aus dem Todestrakt bekommt. Der Brief ist vom jungen Schwarzen Robert Earl Ferguson, der nach seiner eigenen Aussage unschuldig zum Tode verurteilt wurde. Er soll ein 11-jähriges weißes Mädchen vergewaltigt und ermordet haben. Der einzige Beweis seiner Schuld ist sein Geständnis, das er nach drei Tagen ohne Essen, Trinken, Schlaf oder Rechtsbeistand abgelegt hat. Zusätzlich sollen ihn die Polizisten während dieser Zeit mehrfach geschlagen und mit einer Waffe bedroht haben. Matthew Cowart wird neugierig und beginnt der Geschichte nachzugehen. Er besucht Robert Earl Ferguson im Todestrakt und fährt in dessen Heimat und den Ort, wo das Verbrechen stattgefunden hat, Pachoula. Seine Anwesenheit wird dort nicht gern gesehen und seine Fragen rütteln an Erinnerungen und Tatsachen, die alle lieber schnell vergessen würden. Cowart entdeckt ziemlich schnell Lücken in der Beweisführung gegen Ferguson und schreibt einen Artikel darüber, der zu einer Neuaufnahme des Falles führt. Durch Cowarts Engagement kommt Ferguson schließlich frei und Cowart selbst bekommt den Pulitzer-Preis für seine herausragende Recherche. Doch damit fangen die eigentlichen Probleme erst an, denn Cowarts Artikel war wie das Öffnen der Büchse der Pandora und das Böse dieser Welt schlägt unerbittlich zu. 
Im ersten Teil des Buches erlebt man die Geschichte aus der Sicht von Matthew Cowart. Der Leser besucht mit ihm zusammen Robert Earl Ferguson und Pachoula, sieht die Fortschritte in der "Aufklärung" des Falles und seine Arbeit am Artikel. Umso mehr man erfährt, umso mehr hofft man darauf, dass die Gerechtigkeit siegt und Robert Earl frei kommt. Doch am Ende des ersten Teils bekommt die Geschichte eine unerwartete Wendung, die alles auf den Kopf stellt, was man bis dahin geglaubt hat und Matt Cowart in eine tiefe Krise stürzt. Ab dem zweiten Teil wird die Geschichte dann aus verschiedenen Perspektiven erzählt: von Matt Cowart, Tanny Brown (einem der Polizisten, die Robert Earl damals festgenommen haben) und Andrea Shaeffer (auch eine Polizistin, die in einem anderen Mordfall ermittelt). Die Geschichte hat von Anfang an einen hohen Spannungsbogen, doch ab dem zweiten Teil wird die Intensität durch die unterschiedlichen Sichtweisen noch verstärkt. Der Leser weiß einfach irgendwann nicht mehr, wem oder was er glauben soll. Umso weiter die Geschichte voranging, umso unbehaglicher und unsicherer hab ich mich gefühlt, weil ich meinen eigenen Gefühlen bezüglich dieses Falls nicht mehr glauben konnte und einige Situationen im Buch haben mir eine Gänsehaut über den Körper laufen lassen. Vor allem Cowarts Besuche im Todestrakt und seine Gespräche mit Robert Earl und später auch mit Blair Sullivan sind an bestimmten Punkten nicht unbedingt was für Zartbesaitete. Katzenbach gelingt es meiner Meinung nach sehr gut, die Stimmung, die in einem Todestrakt herrscht, dem Leser nahe zu bringen und der Charakter des kranken Psychopathen Blair Sullivan geht einem echt unter die Haut. 
Wer jetzt denkt, dass dieses Buch nur eine weitere Geschichte über Recht oder Unrecht in einem Staatssystem erzählt, der irrt, denn es wird viel mehr als nur das vermittelt. Es zeigt das große Ganze auf und all die kleinen Rädchen, die dazugehören. Der Staat mit seinen Gesetzen und denjenigen, die versuchen, ihre Einhaltung zu garantieren. Dazu im Gegensatz wiederum die Medien, denen in manchen Momenten Schuld und Unschuld völlig egal sind, solange sie eine gute Story bekommen. Der schmale Grat zwischen Wahrheit und Lüge und das Problem der Beweise, um jemanden seine gerechte Strafe zukommen zu lassen. Die Ohnmacht, wenn man sich sicher ist, dass jemand eine Tat begangen hat, man sie ihm aber nicht nachweisen kann und derjenige einem frech grinsend ins Gesicht lügt. 

Fazit: 
Das Buch überzeugt mit einer spannenden Geschichte, die einige Wendungen bereithält, einer guten Atmosphäre, die den Leser fesselt, unterschiedlichen und interessanten Charaktertypen und mit viel Stoff zum Nachdenken. 

Dieses Buch ist etwas für die Leute, die gerne spannende und gut geschriebene Geschichten lesen, die einem unter die Haut gehen und mit der Psyche und den Empfindungen des Menschen spielen.

Mittwoch, 28. August 2013

Kristy und Tabita Lee Spencer "Dark Angels Fall-Die Versuchung"

"Ihr dürft ihnen nicht mehr in die
Arme laufen", flüstert Dusk, "ihr
müsst warten, Die Zeit läuft für
euch... Ihr braucht das Zeichen
und es gibt noch jemanden, der euch
zeichnen kann." "Wer?", frage ich,
aber Dusk weicht meinem Blick aus.
"Deine Gedanken würden die Engel
dorthin lenken", sagt er. "Deine
Gedanken sind wie ein Magnet.
Jetzt müsst ihr überleben, nichts
anderes."

Erscheinungsdatum: 01.08.2012
Verlag: Arena
Seiten: 482
2. Teil einer Tetralogie

Nach dem spannenden Ende des ersten Teils, in dem es Dawna und Indie gelungen ist, das Tor zu verschließen, Samael (Sam) zu bannen und Azrael den Zutritt zu ihrer Welt zu verweigern, schließt der zweite Band direkt an diese Ereignisse an. Eigentlich müssten die Hüterinnen guter Laune sein, denn sie haben das Böse für eine Weile aufgehalten. Doch trotz ihres Erfolges haben es 7 Engel geschafft, sich zu materialisieren und sind nun als Biker auf schweren Maschinen unterwegs. Was im ersten Band das unheilvolle Flügelrauschen der Vögel war, ist nun das wummernde Dröhnen der Motorräder, das das Eintreffen der gefallenen Engel anzeigt. Die Gefahr für Dawna und Indie ist also noch längst nicht gebannt und erschwerend kommt hinzu, dass Miley verschwunden ist. Dawna ist der festen Überzeugung, dass Sam am Grab die Wahrheit gesagt und Miley entführt hat, woraufhin sie alles daran setzt, ihn zu finden. Indie hingegen hält die Suche für nutzlos, da sie glaubt, dass er längst tot ist. Und zu allem Überfluss hat Shantani ihre Mutter verlassen, die aber denkt, dass sie ein Kind von ihm erwartet und deshalb emotional völlig am Boden ist. Die Autorinnen gönnen dem Leser wirklich keine Verschnaufpause und von der ersten Seite an entwickeln sie einen enormen Spannungsbogen, der zu keinem Zeitpunkt abreißt und mit unerwarteten Wendungen und Überraschungen gespickt ist. So erfahren Dawna und Indie, dass Sam Rosells Laden, in dem Indie nur einen Tag vorher noch stand und Schokolade gegessen hat, schon seit einem Jahr geschlossen und Sam (also der "wahre" Sam) tot ist. Auf ihrer Suche nach Miley und Antworten bezüglich ihres Schicksals als Hüterinnen begeben sich die beiden dauerhaft in Gefahr und sind stets auf der Flucht vor den Engeln, die ihren Anführer wieder zurück haben wollen. Dabei wird ihnen schmerzlich bewusst, dass sie außerhalb ihrer besonderen 33 Tage kaum noch Kräfte haben und Whistling Wing der einzige sichere Ort für sie ist. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, wie sie ihre vollen Kräfte entwickeln könnten-durch eine Initiation. Jedoch fehlen ihnen wichtige Dinge, sowie die Person, die mit ihnen zusammen das Ritual durchführen könnte. 
Der zweite Teil steht dem ersten Buch an Spannung, Ideenvielfalt und mit der richtigen Atmosphäre in nichts nach. Dawna und Indie sind in ihren Handlungen und Gedanken sehr authentisch und nachvollziehbar und trotz der verminderten Kräfte spürt man immer eine besondere Verbundenheit der beiden, die diese Bücher an sich schon zu etwas Besonderem machen. Dazu die interessante und spannende Geschichte, die mit ihren Details und berührenden Einzelschicksalen sehr durchdacht ist. Auch die Liebesgeschichten sind mit viel Hingabe und Herz geschrieben, ohne auch nur im Ansatz kitschig zu sein. Es ist schön zu sehen, dass die Autorinnen nicht die simple Schwarz-Weiß-Folie herausgeholt haben, wenn es um die Beschreibung von "Gut" und "Böse" geht, sondern dass es auch immer Grautöne gibt, die den Charakteren viel Tiefe und Authentizität verleihen. 
Trotz all dieser genannten Faktoren, die das Buch unheimlich faszinierend machen, beschleicht mich doch langsam eine kleine Sorge, die die Autorinnen hoffentlich mit den nächsten beiden Büchern aus der Welt schaffen können. Wir sind jetzt in der Hälfte der Reihe angekommen, doch als Leser bekommt man nicht das Gefühl, als wenn man der Lösung schon wesentlich näher gekommen ist. Ich hoffe wirklich sehr, dass dies als stilistisches Mittel gedacht ist, um die Spannung beim Leser hoch zu halten und es in den letzten beiden Bänden zu einer ordentlichen Auflösung aller Fragen kommt.

Fazit: 
Auch dieser Band der Reihe besticht durch seine Spannung, die wahnsinnige Intensität der Charaktere, die ständigen Wendungen und Überraschungen, sowie die Darstellung des "richtigen Handelns" trotz aller Widrigkeiten. 

Ich kann wirklich nur jeden bestärken, diese Bücher einmal zu lesen, es wird sich auf jeden Fall lohnen. Und für alle, die schon Fans der Reihe sind: diesen Sonntag, den 01.09., erscheint der dritte Band "Dark Angels Winter" im Handel.

Nachtrag vom 02.09.: Anscheinend hat sich das Erscheinungsdatum geändert, denn anstelle vom 01.09. wird nun allgemein von September 2013 gesprochen. Das heißt, wir müssen uns leider noch einige Tage gedulden, bis wir erfahren, wie es mit Dawna und Indie weiter geht.

Freitag, 23. August 2013

Kristy und Tabita Lee Spencer "Dark Angels Summer-Das Versprechen"

Ich weiß nicht, was mich mehr
beunruhigt. Dass Dawna sehen
kann, an was ich denke, oder dass
ich sehen kann, was sie denkt.
In meinem Kopf knistert es noch,
vor Wut oder vor Angst, kann ich
nicht sagen. Und dann ist da noch
die Stimme meiner Granny, die mir
zuflüstert, ich soll mich nicht über
Dawna ärgern. "Sie ist doch deine
Schwester", hatte sie früher oft gesagt.
"Du solltest dich mit deiner Schwester
vertragen. Du solltest dankbar sein,
dass du eine Schwester hast."
Und dann hat sie meist noch gesagt:
"Erinnere dich daran." Erinnern?

Erscheinungsdatum: 01.01.2012
Verlag: Arena
Seiten: 475
1. Teil einer Tetralogie

"Dark Angels Summer" ist einer dieser typischen Fälle von Spontankauf, weswegen ich auch ohne irgendwelche Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Es war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt und ich kann zu meiner Freude sagen, dass sich dieser Kauf mehr als gelohnt hat. "Dark Angels Summer" ist spannend, geheimnisvoll, atmosphärisch sehr dicht und die Darstellung der Charaktere ist unglaublich gut und lebensnah. 
Die Hauptpersonen des Buches sind Dawna und Indie, zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch in vieler Hinsicht so sehr ähneln. Dawna ist die ruhige, besonnene der beiden, wohingegen Indie eher die flippige, vorlaute jüngere Schwester ist. Die beiden befinden sich gerade in ihrer "seltsamen Zeit", nämlich in den 33 Tagen, in denen alles anders ist. In dieser Zeit sind sie nämlich gleich alt (17) und es passieren immer merkwürdige Dinge, wie z.B. der Tod ihrer Granny oder der Autounfall ihrer Mutter.  Außerdem besteht in diesem Zeitraum eine besonders enge Verbindung zwischen den beiden, die sie sich nicht erklären können. Sie leben mit ihrer Mutter zusammen, die nicht wirklich mit sich und ihrem Leben zurecht kommt. Die drei ziehen dauernd um und ständig läuft ihre Mutter einem neuem Trend hinterher. Dieses Mal sind es Engel. Sie besucht Engelsseminare und isst nur "erleuchtetes" Essen. Dawna und Indie haben sich schon an die Ticks ihrer Mutter gewöhnt, doch dieses Mal ist etwas anders. Sie ziehen nämlich nach Whistling Wing, in das alte Haus ihrer Granny. Dawna und Indie haben früher immer den gesamten Sommer dort verbracht, doch seit ein paar Jahren durften sie nicht mehr zu ihrer Granny fahren, bis sie dann plötzlich und unerwartet gestorben ist. Dawna und Indie freuen sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Mutter auf Whistling Wing, bis sie erfahren, dass ihre Mutter dort ein Engelsseminar abhalten möchte, wozu sie ihren neuen Freund, den Guru Shantani, einlädt. Nicht viel später kommen auch schon die ersten Teilnehmer, die nach ihrem Schutzengel suchen und die Erzengelmutter channeln wollen. Doch Dawna und Indie haben bald schwerwiegendere Probleme: was haben nur diese riesigen schwarzen Vögel zu bedeuten? Wer ist der unbekannte Schöne, der Indie nachstellt? Nachdem Indie von den Vögeln angegriffen wird und einer der Engelsseminarteilnehmer stirbt, erkennen Dawna und Indie, dass es Zeit wird, etwas gegen diese Vögel zu unternehmen, doch die Frage ist, was? Und wie? Und was hat der Tod ihrer Granny damit zu tun?
Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben und die Kapitel wechseln zwischen der Sicht der Schwestern hin und her. Somit ist man völlig in die Story involviert und bekommt hautnah jede Gefühlsregung und jeden Gedanken mit. Es geht sogar so weit, dass man als Leser manchmal das Gefühl hat, die beiden Schwestern vereinen sich zu einer Person. Hilfreich für die Orientierung sind die kleinen Federn, die am unteren Seitenrand sind. Dawna hat schwarze Federn und Indie rote, sodass man jederzeit mit einem Blick feststellen kann, bei welcher Schwester man gerade ist. Es ist sehr faszinierend, die Beziehung der beiden aus dieser Perspektive mitzuerleben und zu sehen, was beide zu einer bestimmten Situation denken. Das Buch weist eine Menge von Nebencharakteren auf, bei denen man sich nicht immer sicher ist, was für eine Rolle sie spielen und auf welcher Seite sie stehen. Doch sie alle fügen sich im Laufe der Zeit in das Gebilde um Dawna und Indie ein und umso mehr man liest, umso klarer wird manche Beziehung. Es ist wahnsinnig spannend, Dawna und Indie dabei zu folgen, wie sie versuchen, das Geheimnis um Whistling Wing und die Vögel zu lüften. Etwas Auflockerung bringen immer wieder die Seminarteilnehmer, wenn sie über ihren Schutzengel und die Erzengelmutter philosophieren, was bei Indie zumeist einen hysterischen Anfall auslöst und beim Leser für einige Lacher sorgt (zumindest ist es mir so ergangen). Man hat das Gefühl, man kommt zusammen mit Dawna und Indie der Lösung immer näher und fiebert jede Sekunde mit den beiden mit. Die immer wiederkehrenden Erinnerungen und Rückblicke auf die Zeiten mit ihrer Granny machen Whistling Wing nicht nur für die Schwestern zu einem besonderen, magischen Ort. Das Ende ist sehr spannend gestaltet und hat doch einige Cliffhanger für die nächsten Teile parat.

Fazit: 
Das Buch fasziniert mit seiner spannenden, geheimnisvollen Story, den lebensnahen und super dargestellten Charakteren, der interessanten und innigen Verbindung zwischen den beiden Hauptcharakteren und dieser wahnsinnig eindringlichen Atmosphäre, die das gesamte Buch über andauert. 

Dieses Buch möchte man wirklich nicht mehr aus der Hand legen und es lässt viel hoffen bezüglich der nächsten Teile der Reihe.

Samstag, 17. August 2013

Suzanne Collins "Die Tribute von Panem-Gefährliche Liebe"

"Am fünfundsiebzigsten
Jahrestag werden als
Erinnerung für die Rebellen
daran, dass nicht einmal
die Stärksten unter ihnen
die Macht des Kapitols
überwinden können, die
männlichen und weiblichen
Tribute aus dem bestehenden
Kreis der Sieger ausgelost."

Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Oetinger
Seiten: 431
2. Teil einer Trilogie

Nach dem wirklich großartigen Auftakt der Panem-Reihe durch den ersten Teil "Tödliche Spiele" war ich mehr als gespannt, was mich nun im zweiten Teil erwarten würde. Das Buch steigt ein halbes Jahr nach Beendigung der letzten Hungerspiele ein und der Leser wird mit vielen neuen Dingen und Situationen konfrontiert. So leben Katniss und Peeta nun mit ihren Familien in schicken Häusern im Dorf der Sieger und führen aufgrund ihrer Prämien ein Leben im Wohlstand. Doch auch die Bürger im Distrikt 12 profitieren von dem Gewinn, durch monatliche Versorgungslieferungen aus dem Kapitol, die den schlimmsten Hunger stillen. Katniss freut sich zwar über die etwas verbesserte Situation in ihrem Distrikt, dennoch hat sich sonst alles verändert. Sie möchte eigentlich nichts lieber, als in ihr altes Leben zurück, doch das ist nicht mehr möglich. Sie fühlt sich nutzlos, da sie nun nicht mehr die Alleinversorgerin ihrer Familie ist und weiß nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen. Ihr Verhältnis zu Peeta und Gale ist angespannt und auch Katniss selbst ist völlig verändert. Von der toughen, zielstrebigen Kämpferin aus dem ersten Teil ist nicht viel übrig geblieben.
Genau in der Mitte des Jahres zwischen den Hungerspielen steht die "Tour der Sieger" an, bei der Katniss und Peeta durch alle Distrikte reisen und sich als Sieger feiern lassen müssen. Kurz vor der Tour stattet Präsident Snow Katniss einen Besuch ab und legt ihr offen und ehrlich dar, dass sie für das Kapitol zu einem Problem geworden ist. Die Menschen sehen sie als Hoffnungsträgerin, da sie während der Spiele mehr als nur einmal gegen die Regeln des Kapitols verstoßen hat. Snow befiehlt ihr, während der Tour keine weiteren rebellischen Akte zu unternehmen und die Leute (und vor allem ihn) weiterhin von ihrer großen Liebe zu Peeta zu überzeugen. Wenn sie es nicht schafft, würde das Konsequenzen für ihre Familie und Freunde bedeuten. Während der Tour kommt es zu ersten rebellischen Aufständen, die aufs härteste von Seiten des Kapitols bekämpft werden. Katniss` Mission der verliebten Freundin ist also gescheitert und die Strafe folgt auf dem Fuße. Beim 75. Jubel-Jubiläum soll es zu einer Sonderausgabe der Hungerspiele kommen: ein Kampf unter ehemaligen Siegern der Spiele. Das bedeutet, Katniss muss wieder in die Arena, da sie die einzige weibliche Siegerin aus Distrikt 12 ist. 
Wie man sofort sieht, hat dieses Buch einen anderen thematischen Ansatz als der erste Teil und auch sonst hat sich vieles geändert und aus meiner Sicht leider nicht zum Positiven. All die Dinge, die das erste Buch für mich zu etwas Besonderem gemacht haben, fehlen hier völlig bzw. sind abgeschwächt. Dem gesamten zweiten Teil mangelt es an dieser speziellen Atmosphäre, die einem im ersten Buch das Gefühl gab, ein Teil der Geschichte zu sein und die einen alles intensiv miterleben ließ. Dieser Teil schaffte es nicht, mich aus einer unbeteiligten Beobachterposition herauszuholen und mitten ins Geschehen zu bringen. Auch die Charakterzeichnungen finde ich im Vergleich zum ersten Teil mehr als schwach. Katniss hat sich von einer starken, zielorientierten, kämpferischen Frau, die niemals heiraten und Kinder haben wollte, zu einer zweiten Bella Swan gewandelt. Wen von beiden liebe ich denn nun? An einem Tag Peeta-am anderen Gale. Von ihrer Stärke ist auch nichts zu spüren, als sie erfährt, dass sie wieder in die Arena muss. Wo sie im ersten Teil für ihre Familie nach außen hin stark war, läuft sie hier weg und versteckt sich wie ein kleines Kind. Auch die für Katniss emotional so wichtige Verbindung zu Prim scheint hier keine Rolle mehr zu spielen und ich kann mir nicht erklären, wieso. Generell bleiben alle Personen sehr blass und es fehlt mir doch eine gewisse Tiefe bei der Darstellung.
Das Ende des Buches, das ich hier natürlich nicht verraten möchte, ist für mich ein konfuses Durcheinander, bei dem ich mir mehr Details und Informationen gewünscht hätte und das völlig lieblos dahingeschrieben erscheint.

Fazit:
Die Story hält einige Überraschungen und unerwartete Wendungen bereit, man kann sich auf das Wiedersehen mit einigen alten Bekannten freuen und auf eine wirklich interessant gestaltete Arena. 
Leider fehlt mir in diesem Teil das wirklich mitreißende Element und die Darstellung der Charaktere ist schwach. 

Wer den ersten Teil der Reihe gut fand, sollte auf jeden Fall auch den zweiten lesen, schon allein, um zu erfahren, wie es weiter geht. Jedoch sollte man vielleicht seine hohen Erwartungen etwas zurückschrauben, wenn man am Ende nicht enttäuscht sein will.

Sonntag, 4. August 2013

Gustave Flaubert "Madame Bovary"

Sie sagte sich immer wieder:
"Ich habe einen Geliebten!
einen Geliebten!" und genoß
diese Vorstellung, so als sei
sie zum zweiten Mal Frau
geworden. Sie würde endlich
also die Freuden der Liebe,
diesen Glücksrausch erfahren,
auf den sie nicht mehr gehofft
hatte.

Erscheinungsjahr: 1856 (Original)
Verlag: insel taschenbuch
Seiten: 454

Gustave Flauberts "Madame Bovary" zählt zu einer der größten Ehebrecherinnenromane der Literaturgeschichte und wird häufig in einem Atemzug mit "Effi Briest" und "Anna Karenina" genannt. Das Buch erregte seiner Zeit so viel Aufsehen, dass Flaubert eine Anklage wegen Sittenlosigkeit erhielt. Denn Flaubert beschreibt nicht nur ausführlich die Treffen Emma Bovarys mit ihren Liebhabern, ihren Selbstmord und ihre Verschwendungssucht, sondern auch, wie "einfach" es sein kann, seinen Partner zu hintergehen, wenn man vor Lügen und Betrügen nicht zurückschreckt.
Doch zunächst wird im Roman der Werdegang von Charles Bovary beschrieben, Emmas späterem Ehemann, der auf Bestreben seiner Mutter eine gute Schule besucht und danach Medizin studiert. Schnell wird klar, dass Charles ein charakterlich schwacher Mann ist, dessen Leben von den Frauen bestimmt wird: zunächst von seiner Mutter, dann von seiner ersten Ehefrau und zu guter Letzt von Emma. Er versucht es jedem Recht zu machen und man hat nie das Gefühl, dass er etwas aus seinem eigenen Willen heraus tut. Als seine Mutter eine Heirat zwischen ihm und einer 45-jährigen Witwe arrangiert, nimmt er es ohne Protest hin. Während seiner Ehe lernt er Emma kennen, von der er sofort hingerissen ist, sich jedoch nie etwas anmerken lässt, bis seine Frau an einem Herzanfall stirbt. Nach Ablauf des Trauerjahres heiratet er Emma und ist von da an der glücklichste Mann der Welt. Hier wechselt die Erzählperspektive zu Emma und der Leser erfährt, dass sie zunächst ebenfalls glücklich darüber ist, Charles geheiratet zu haben. Doch nach der Ankunft in ihrem neuen Heim und der Eingewöhnung in ihr neues Leben ist Emma schon bald gelangweilt und frustriert. In ihrer Vorstellung wollte sie ein Leben voller Leidenschaft, Spannung, teurer Bälle und Kleider führen, doch die Realität besteht, aus ihrer Sicht, aus Banalitäten und Monotonie. Sie fängt an, Charles für sein "einfaches" Leben und seine Anspruchslosigkeit zu verachten und verirrt sich immer mehr in Traumvorstellungen vom "idealen" Leben, das ihrer Meinung nach alle führen, nur sie nicht, obwohl sie es doch auch verdient hätte. 
Das Buch fasziniert durch die unterschiedlichen Personen- und Charakterzeichnungen, in die uns der Autor immer wieder Einblicke gewährt und die so festgefahren in ihrer Meinung sind, dass kein Abweichen möglich ist. Vor allem Emma verliert sich immer mehr in sich selbst, ohne auch nur den leisesten Hauch von Interesse an anderen zu zeigen. Selbst ihre Tochter scheint ihr egal zu sein. Nach einem anfänglichen Verstehen ihrer Situation kurz nach der Heirat wird der Abstand des Lesers zu Emmas Gefühlswelt immer größer und ich habe beim Lesen verschiedene Phasen durchlaufen wie Unverständnis, Wut, Ohnmacht gegenüber ihren Entscheidungen bis hin zu dem Wunsch, sie an den Schultern zu packen und einmal kräftig zu schütteln, bis sie wieder klar sieht. Es ist, als wenn man beobachtet, wie jemand ungebremst auf einen Abhang zujagt. Man möchte ihn gerne aufhalten, aber es geht nicht.
Im Gegensatz dazu hat man fast schon Mitleid mit Charles, der Emma abgöttisch liebt und alles für sie tut, dabei aber schwach und gutgläubig ist. Ich denke, selbst wenn Emma ihm gesagt hätte, dass sie eine Affäre hat, hätte er es nicht geglaubt, einfach, weil er es nicht glauben will. Er hätte die Augen vor der Realität verschlossen und hätte einfach weitergelebt, als wenn nichts wäre. 
Die kleine Tochter tut mir einfach nur Leid, denn sie liebt ihre Mutter, aber Emma hat keinerlei Interesse daran, sich mit ihr zu beschäftigen. Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob die Tochter noch bei ihren Eltern lebt, denn Emma "verschwendet" keinen Gedanken an sie und man erfährt nichts darüber, was sie macht.

Fazit: 
Ein Buch, das viele Probleme auf zwischenmenschlicher Ebene anspricht, starke Charaktere und interessante Personen hat, sowie eine sehr gute Beschreibung der Gedanken-und Gefühlswelt Emmas.

Dieses Buch ist etwas für Liebhaber der älteren Literatur, mit einem gewissen Verständnis der beschriebenen Zeit und Zustände.

Sonntag, 21. Juli 2013

John Katzenbach "Der Wolf"

Ihr kennt mich nicht,
aber ich kenne euch.
Es gibt drei von euch.
Ich habe beschlossen, euch
Rote Eins
Rote Zwei
Rote Drei
zu nennen.
Ich weiß, dass sich jede von
euch im Wald verirrt hat.
Und genauso wie das kleine
Mädchen im Märchen seid
ihr auserwählt zu sterben.

Erscheinungsdatum: 01.10.2012
Verlag: Droemer
Seiten: 508

Drei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten und die dennoch eine Gemeinsamkeit haben, ihre roten Haare, die sie zu Opfern des Bösen Wolfs machen. Mittels eines Briefs lässt er die Rotkäppchen wissen, dass seine Jagd auf sie begonnen hat und sie keinerlei Chance haben, ihm zu entkommen. Der Böse Wolf, ein ehemals erfolgreicher Krimiautor mit einem starken Hang zum Narzissmus, versucht an seine alten Erfolge wieder anzuschließen, indem er drei außergewöhnliche Morde begehen und diese in seinem neuesten Buch verarbeiten will, so wie er es schon bei seinen letzten Romanen getan hat. Denn nichts setzt ihm mehr zu als das Gefühl, durchschnittlich zu sein. Er möchte die Welt mit seinem Krimi erschüttern und sich selbst unsterblich machen, sodass niemand jemals seinen Namen vergisst. Die drei Roten hingegen möchten nichts weiter als überleben. Ihr gesamtes Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie den Brief des Wolfs erhalten und sie verfallen immer mehr in Angstzustände und Psychosen, umso weiter die Story voranschreitet. Die Rote Eins, Dr. Karen Jayson, ist eine angesehene Internistin, die jedoch nicht in der Lage ist, eine Beziehung über längere Zeit zu führen und deshalb alleine lebt. Rote Zwei ist Sarah Locksley, die ihren Mann und ihre Tochter bei einem Autounfall verloren hat und seitdem Alkohol und Drogen verfallen ist. Rote Drei ist Jordan Ellis, eine Schülerin, deren Eltern sich getrennt haben und die stark darunter leidet, was sich auch in ihren schlechten Noten widerspiegelt.
Das Interessante an diesem Buch sind die verschiedenen Sichtweisen, zwischen denen immer wieder hin- und hergewechselt wird, sowie der Einblick in die Gedanken und Gefühle, sowohl vom Wolf, als auch von seinen Rotkäppchen. Während beim Wolf eher Macht, Verzückung und Glück im Vordergrund stehen, kämpfen die Frauen mit ihrer Angst, die zum Teil zu Halluzinationen und Sinnestäuschungen führt. Beim Lesen fühlt man die Ohnmacht, die die Frauen befällt, da sie nicht wissen, wie sie sich gegen den Wolf wehren können bzw. wann er zuschlagen wird. Als er ihnen Videos zukommen lässt, in denen Aufnahmen von jeder einzelnen zu sehen sind, wird ihnen klar, dass er sie schon über Monate hinweg ausspioniert hat, dennoch bieten die Videos auch eine Chance für die Rotkäppchen, die dem Buch eine Wendung gibt. Die Atmosphäre wird von Seite zu Seite dichter und der Leser wird zusammen mit den drei Frauen dem Ende immer mehr entgegen getrieben. Es ist ein Weg zwischen Hoffen und Bangen: können die Frauen sich retten? Macht der Böse Wolf vielleicht Fehler?
Das Ende kommt dann unerwartet schnell und hält eine Auflösung bereit, die ich so noch nie in irgendeiner Form gelesen habe und die Stoff zum Nachdenken bietet. 

Fazit: 
Ein fesselndes Buch, das die Urängste der Menschen anspricht, aber auch Hoffnung bringt, ein paar überraschende Wendungen bereithält und jederzeit voller Spannung ist. 
Wer Interesse an der menschlichen Psyche und den dunklen Abgründen des Bewusstseins hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.

Sonntag, 14. Juli 2013

Suzanne Collins "Die Tribute von Panem-Tödliche Spiele"

"Zehn Meter entfernt ist das
Mädchen aus Distrikt 2 und
rennt genau auf mich zu, ein
halbes Dutzend Messer in
einer Hand. Ich habe sie beim
Training werfen gesehen. Sie
trifft immer. Und ich bin ihr
nächstes Ziel. Die allgemeine
Angst, die ich empfinde,
verdichtet sich zur unmittelbaren
Angst vor diesem Mädchen,
diesem Raubtier, das mich in
Sekundenschnelle töten könnte."

Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Oetinger
Seiten: 415
1. Teil einer Trilogie

"Die Tribute von Panem-Tödliche Spiele" ist bereits 2009 erschienen und sowohl dieser als auch die beiden Nachfolgeteile kann man ohne zu Zögern als Bestseller bezeichnen. Die Bücher waren in aller Munde, mit doch sehr gespaltenen Meinungen und der erste Teil wurde sogar schon verfilmt. Trotz all dieser Punkte habe ich bis vor ein paar Tagen immer einen großen Bogen um das Buch gemacht, aus Gründen, die ich mir selbst auch nicht ganz erklären kann. Vielleicht gerade wegen der großen Medienpräsenz, denn es wäre nicht das erste Mal, das ein eher mittelmäßiges Buch mit Lob geradezu überhäuft wird. Doch nachdem ich es gelesen habe, kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Sorgen unbegründet waren und ich mich dem allgmeinen Lob nur anschließen kann. Doch zunächst zum Inhaltlichen:
Katniss (16 Jahre) lebt mit ihrer Schwester Prim (12) und ihrer Mutter im Distrikt 12 in Panem. Panem - das sind die Überreste eines Nordamerikas, wie wir es kennen, eines Nordamerikas, das durch Naturkatastrophen zerstört wurde und den Leuten nur einen Krieg um die letzte Nahrung hinterließ. Daraus resultierte der neue "Staat", der vom Kapitol angeführt wird und den 13 Distrikten Frieden und Wohlstand brachte. Doch dann kamen die Tage des Aufstands der Distrikte gegen das Kapitol, welche das Kapitol gewann und als Ergebnis wurde Distrikt 13 komplett zerstört und die übrigen Distrikte mussten mit neuen Gesetzen leben. Eines dieser neuen Gesetze sind die Hungerspiele, eine Strafe und Erinnerung für den Aufstand. Dabei werden jedes Jahr aus jedem der zwölf Distrikte jeweils ein Junge und ein Mädchen (die Tribute) zwischen 12 und 18 Jahren per Los ausgewählt, die sich in irgendeiner Art von Gelände bis zum Tod bekämpfen müssen, bis nur noch ein Tribut übrig ist. Der Rest der Bevölkerung wird gezwungen, sich die Spiele anzuschauen, damit sie an die Macht des Kapitols erinnert werden. In diesem Jahr wird Katniss kleine Schwester Prim gezogen und Katniss zögert keine Sekunde und meldet sich freiwillig für die Spiele, um ihre Schwester zu schützen. 
Suzanne Collins gelingt es wunderbar, diese bizarre und zum Teil "kranke" Welt in all ihren Facetten darzustellen, ohne dabei zu übertreiben. Da steht auf der einen Seite die Armut in vielen Distrikten, die häufig zu Hungertoden führt gegenüber dem überbordenden Essensangebot, das Katniss als Tribut im Kapitol erwartet. Die Hungerspiele, die für die Bewohner des Kapitols zur Unterhaltung beitragen, währenddessen die Eltern und Familien der Tribute mitansehen müssen, wie ihre Kinder getötet werden. Der Kampf jeder gegen jeden und der Zusammenschluss einiger Tribute zu Gemeinschaften, um bessere Überlebenschancen zu haben, mit dem Wissen, dass am Ende nur einer gewinnen kann. Das Sichern von Sponsoren und das Liefern einer Show innerhalb der Spiele. 
In meinen Augen ist dieser Gesellschaftsentwurf und die Kritik, die in ihm steckt, der interessanteste Part des Buches und erinnert schon fast an eine Utopie. Hinzu kommen die Charakterzeichnungen, die super an diese Welt angepasst sind und Glaubwürdigkeit vermitteln. So ist Katniss eine sehr authentische Hauptprotagonistin, deren Denken und Fühlen man jederzeit ohne Probleme nachvollziehen kann. Sie ist geprägt vom Tod ihres Vaters und der Last, die seitdem auf ihr liegt und fühlt sich verantwortlich für ihre kleine Schwester, für die sie auch während der Spiele keine Furcht erkennen lässt, damit Prim sich keine Sorgen macht. Trotz all der Kämpfe, der Härte und Kühle des Turniers schafft die Autorin es, die Emotionalität der Charaktere nicht zu vergessen und auch dieses geschieht genau im rechten Maß ohne Übertreibung.
Ich habe häufig über dieses Buch gehört, dass es sehr brutal sei, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht so empfinde. Ja, es werden Tode beschrieben (wie in vielen anderen Büchern auch), aber von Brutalität kann meiner Meinung nach nicht die Rede sein. Natürlich ist der Hintergrund dieser Spiele "krank" und es ist an sich grausam, Kinder gegeneinander kämpfen zu lassen, aber die eigentliche Darstellung der Kämpfe im Buch ist weder extrem blutrünstig noch übertrieben gewalttätig.Jedoch würde ich das vom Hersteller empfohlene Alter für die Leser von 14-17 Jahren nicht unterschreiten.

Fazit: 
Ein berührendes Buch, das viel Stoff zum Nachdenken bietet, eine Geschichte, die einen nicht loslässt, interessante Charakterzeichnungen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, die Darstellung einer voyeuristischen und ungerechten Welt mit all ihren Schwächen, die eine deutliche Kritik in sich birgt. 

Ich würde wirklich jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen, denn es spricht schon bekannte Themen auf eine neue Art und Weise an, ohne dabei langweilig zu sein. Im Gegenteil, das Buch ist eine rundum perfekte Sache bis hin zum kleinsten Detail.

Sonntag, 7. Juli 2013

Kerstin Gier "Silber-Das erste Buch der Träume"

What if you slept
And what if
In your sleep
You dreamed
And what if
In your dream
You went to heaven
And there you plucked a strange and beautiful flower
And what if
When you awoke
You had the flower in your hand
Ah, what then?
Samuel Taylor Coleridge

Erscheinungsdatum: 20.06.2013
Verlag: FJB
Seiten: 408
1. Teil einer Trilogie

Wer das neue Buch von Kerstin Gier zum ersten Mal in die Hand nimmt, dem wird sofort die wunderschöne und detailverliebte Umschlag- und Buchgestaltung auffallen, die das Buch schon rein optisch zu einem echten Hingucker macht. So befinden sich auf dem äußeren Umschlag Gegenstände und Lebewesen, die man alle in der Geschichte wiederfinden wird und wenn man beim Lesen aus Angst vor Knicken, Rissen etc. den Umschlag abnehmen möchte, hat man zusätzlich einen schön gestalteten Buchdeckel. Im Buch selbst wird dann durch die Blumenrankenzeichnungen am Seitenrand sowie das Zitat von Coleridge das Ganze thematisch abgerundet. Somit tragen auch die Zeichnungen ihren Teil zum Gesamtkonzept und der Stimmung des Buches bei.
Die Geschichte selbst wird dem Leser aus der Ich-Perspektive der 15-jährigen Olivia (Liv) Silber erzählt, die mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, dem Au-pair-Mädchen Lottie und der Hündin Butter nach England zieht, weil ihre Mutter einen Lehrauftrag in Oxford angenommen hat. Das ist bereits der sechste Umzug in acht Jahren für die Familie und Liv und ihre Schwester wünschen sich nichts mehr, als endlich einmal einen Ort als ihr zu Hause bezeichnen zu können. Sie hoffen, dass dieser Traum mit dem Cottage in Erfüllung geht, dass sie beziehen wollen. Doch schon am Flughafen wird den beiden klar, dass daraus wohl nichts wird, denn ihre Mutter hat einen neuen Freund (Ernest) und schon am nächsten Abend eröffnen die beiden Liv, Mia und Ernests Kindern, dass sie planen, alle zusammen in Ernests Haus in London zu wohnen. Es folgt ein bühnenreifer Ausraster von Ernests Tochter Florence, der in seiner Übertriebenheit sehr amüsant ist. Dennoch kann ich ihre und auch Livs Reaktion sehr gut verstehen, denn im ersten Teil des Buches werden alle Entscheidungen permanent über die Köpfe der Kinder hinweg entschieden und mit dem Spruch "Es ist doch nur zu eurem Besten, Mäuse!" gerechtfertigt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Buch die ersten hundert Seiten etwas anstrengend fand, vor allem die Einstellung der Mutter ihrer Familie gegenüber. Doch dann bessert es sich zusehends und als dann endlich auch die Träume eine immer größere Rolle spielen, wird es immer spannender. Leider muss ich sagen, dass eigentlich erst ab der Hälfte des Buches alles richtig in Fahrt kommt und einem die letzten zweihundert Seiten plötzlich viel zu kurz erscheinen. Ich halte mich mit Absicht bei der Wiedergabe des Inhalts zurück, denn ich möchte euch nicht den Spaß und die Spannung am Buch nehmen, vor allem was die Sache mit den Träumen angeht. Ich kann euch jedoch verraten, dass es richtig spannend wird und das Ende auch eine unerwartete Wendung bereit hält. Natürlich dürfen bei Kerstin Gier auch die gutaussehenden Jungs, nervende Klassenkameradinnen, einige wirklich witzige Szenen und eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Letztere ist wirklich herzerwärmend schön, ohne dabei zu sehr ins Kitschige zu verfallen. Auch die Charaktere sind mit viel Liebe und Hingabe beschrieben und lassen die Geschichte lebendig wirken. An einer Stelle musste ich jedoch schlucken, als die neue Stiefschwester Florence das deutsche Au-pair-Mädchen Lottie nach der Nazivergangenheit ihrer Familie befragt. Mir ist der Sinn dieser Stelle nicht ganz klar und sie trägt auch nichts zur Story bei. 
Das erste Buch ist eine in sich abgeschlossene Story, dass jedoch direkt am Ende einen kurzen Cliffhanger zum nächsten Band anbietet. Alle, die ganz begeistert vom ersten Band sind, können sich ja schon mal den 26.06.2014 dick und rot in ihrem Kalender markieren, dann soll nämlich der zweite Band erscheinen. 

Fazit: 
Das Buch ist wundervoll gestaltet, hat eine wirklich interessante und spannende Geschichte mit einigen Wendungen, die Figuren haben viel Herz und Tiefe und die Geschichte schafft einen Balanceakt zwischen lustig, melancholisch, geheimnisvoll und traurig.
Leider kommt mir das Buch viel zu kurz vor, vor allem da der spannende Teil erst ab der Hälfte richtig los geht.

Alles in allem hat Kerstin Gier wieder mal ein wunderbares Buch fertig gestellt, das den Leser in eine "traumhafte" und wunderschöne Welt entführt. Doch trotz all des Lobes reicht es für mich noch nicht an den hohen Stand der "Rubinrot"-Trilogie heran, was sich aber vielleicht (und hoffentlich) mit den nächsten zwei Bänden ändern wird.

Samstag, 6. Juli 2013

Chris Columbus & Ned Vizzini "House of Secrets-Der Fluch des Denver Kristoff"

"Dieses Buch hat eure Familie angerufen.
Es wollte gefunden werden. Und dieses
Buch bekommt immer, was es will. Es ist
das mächtigste, verführerischste Buch in der
Geschichte der Menschheit. Wisst ihr, wie
es heißt?"
Cordelia, Brendan und Eleanor schüttelten
stumm ihre Köpfe.
"Das Buch des Verderbens und Verlangens."


Erscheinungsdatum: 02.05.2013
Verlag: Arena
Seiten: 457
1. Teil einer Reihe

Das Jugendbuch "House of Secrets-Der Fluch des Denver Kristoff" habe ich aus einem Impuls heraus im Buchladen mitgenommen, da ich die sehr schöne Umschlaggestaltung, sowie die kurze Inhaltsbeschreibung auf der Rückseite des Buches sehr ansprechend fand. Glücklicherweise verbirgt sich hinter dem schönen Äußeren auch eine ebenso ansprechende Geschichte. Weil ihr Vater seine Arbeit als Arzt verloren hat und die Familie deshalb aus Kostengründen eine billigere Bleibe braucht, sind die Geschwister Cordelia (15 Jahre), Brendan (12) und Eleanor (8) mit ihren Eltern auf der Suche nach einem neuen Haus. Nach einigen bisher eher unerfreulichen Besichtigungen sind sie deshalb sehr glücklich, dass sie eine Villa in der direkten Nähe der Golden Gate Bridge zu einem günstigen Preis erstehen können. Cordelia ist zusätzlich begeistert, als sie erfährt, dass das Haus um 1900 herum einem Schriftsteller namens Denver Kristoff gehört hat, weil sie nämlich eine richtige Büchernärrin ist. Doch als die Nachbarin/Tochter des Schriftstellers, Dahlia, zu Besuch kommt, um die Familie zu begrüßen, ist es mit der Freude schnell vorbei. Sie entpuppt sich nämlich als fürchterlich entstellte Frau mit großen schwefelig-faulig-stinkenden Flügeln und verwüstet mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten das Haus. Nachdem alles vorüber ist, stellen die Geschwister voller Entsetzen fest, dass ihre Eltern verschwunden sind. Und das ist noch nicht alles: Dahlia hat die Kinder in die Bücher ihres Vaters gezaubert, sodass sie nun plötzlich von fledermausfressenden Riesenlibellen, Piraten, Kolossen oder Skeletten, die wieder zu Menschen werden, umgeben sind. Natürlich hat Dahlia das nicht ohne Grund getan: im Jahre 1906 haben Denver Kristoff und der Ururgroßvater der Geschwister das "Buch des Verderbens und Verlangens" gefunden, das Dahlia unbedingt besitzen möchte, da es große Kräfte in sich birgt. Denver Kristoff hat dieses Buch in seinen Geschichten versteckt, damit seine Tochter es nicht stehlen kann und nur die Geschwister sind in der Lage, das Buch zu finden. Dafür müssen sie nichts weiter tun, als ihren eigenen Wünschen zu folgen und selbstsüchtig zu sein.
Die Geschichte besticht durch ihren schnellen, abwechslungsreichen und spannenden Verlauf, sodass die Seiten einem nur so unter den Händen weg fliegen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und bringen immer etwas Neues. Man hat kaum Zeit, einmal tief Luft zu holen, weil es einen ständigen Wechsel von Orten, Gefahren oder Gegnern gibt. Das Buch erinnert von seinem Aufbau her an einigen Stellen doch sehr stark an einen Actionfilm, was vielleicht an der Mitautorenschaft des Regisseurs Chris Columbus liegt, der durch Filme wie "Gremlins" oder "Percy Jackson-Diebe im Olymp" bekannt geworden ist. In manchen Momenten sind die "fantastischen" Elemente fast schon zu übertrieben dargestellt und man hat das Gefühl, dass es einfach zu viel von allem ist. Mir sind beim Lesen auch häufig Vergleiche mit Filmen wie "Jumanji" oder "Fluch der Karibik" in den Sinn gekommen, wenn z.B. ein Skelett beschrieben wird, das im Sonnenlicht wieder zu einem Menschen wird. 
Zu den Hauptprotagonisten lässt sich sagen, dass jedem der Kinder ein paar (prototypische) Charaktereigenschaften zugewiesen werden, die sie auch während des gesamten Buches beibehalten und auf die in Abständen immer mal wieder hingewiesen wird. Eine wirkliche Entwicklung ist bei keinem der Charaktere zu sehen und leider fehlt auch dementsprechend eine gewisse "persönliche" Tiefe bei allen Beteiligten. So lässt es sich wahrscheinlich auch erklären, dass Morde oder das Sezieren von lebenden Menschen die drei Kinder scheinbar völlig unberührt lassen. Sie wirken und handeln in vielen Momenten wie Erwachsene, um dann im nächsten Augenblick in zu übertrieben kindliches Verhalten zu verfallen. Mir persönlich ist es schwer gefallen, eine wirkliche Bindung zu den Hauptprotagonisten aufzubauen, da kaum Gefühle oder Gedanken von ihnen preisgegeben werden und man somit keine Chance hat, sich in ihre Situation hineinzuversetzen. 
Trotz allem hat mich die spannende Geschichte jederzeit mitgerissen und ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie sie enden wird. Und der Cliffhanger am Ende des Buches lässt den Leser ungefähr erahnen, worum es im nächsten Band gehen könnte. Trotzdem ist der erste Band eine in sich abgeschlossene Geschichte, die kaum Fragen offen lässt. 
Ich möchte auch noch unbedingt etwas zur Altersempfehlung des Buches sagen: "House of Secrets" ist ein Jugendbuch, das ab 11 Jahren empfohlen wird. Ich persönlich empfinde diese Empfehlung als zu niedrig angesetzt, denn es kommt im Buch immer wieder zu Szenen, in denen Menschen sterben (was auch beschrieben wird), Gewalt dargestellt wird oder das Sezieren eines lebenden Menschen. Ich würde allen Eltern raten, vielleicht selber einen Blick in das Buch zu werfen, bevor sie es ihren Kindern zum Lesen geben, um dann besser entscheiden zu können, ob dieses Buch schon etwas für ihr Kind ist. 

Fazit: 
Das Buch begeistert durch eine spannungsgeladene und interessante Story, die Darstellung einer wirklich "fantastischen" Welt mit Lebewesen, die man nicht in jedem anderen Buch dieser Art auch antrifft, eine liebevolle Gestaltung, sowohl außen als auch innen und die Zurschaustellung des Gedankens, dass man alles erreichen kann, wenn man zusammenhält. 
Ein Abstrich ist leider bei der Charaktergestaltung zu machen, die ziemlich oberflächlich bleibt. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Buch etwas für jeden ist, der gerne spannende und kurzweilige Geschichten liest und Freude an "fantastischen" Welten und Geschehnissen hat. Wer jedoch der Vorankündigung glaubt, dass diese Reihe ein neuer Harry Potter sein könnte, dem muss ich ganz deutlich sagen, dass "House of Secrets" in keinster Weise mit der Tiefe und der Komplexität der Story eines Harry Potter mithalten kann.

Sonntag, 30. Juni 2013

Dan Brown "Inferno"

Mein Geschenk 
ist die Zukunft 

Mein Geschenk 
ist die Erlösung

Mein Geschenk ist...
Inferno


Erscheinungsdatum: 14.05.2013
Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 682


Wer bei Dan Browns neuestem Werk Inferno mit einem Handlungsverlauf a la Illuminati oder Sakrileg gerechnet hatte, wird schon auf den ersten Seiten eines Besseren belehrt. Denn der Harvardprofessor für Kunstgeschichte und Symbolologie, Robert Langdon, der für sein unvergleichlich gutes Gedächtnis bekannt ist, erwacht ohne jegliche Erinnerung an die vergangenen zwei Tage und mit einer Schussverletzung am Kopf in einem Krankenhaus, das unglücklicherweise auch noch in Florenz steht. Die Verwirrung des Lesers könnte nicht größer sein als die des Hauptprotagonisten: Woher kommt die Schussverletzung? Was ist in den letzten zwei Tagen passiert? Und warum ist Langdon in Florenz? Zusammen mit seiner Ärztin, Dr. Sienna Brooks, versucht Langdon die wenigen Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, zu ordnen, als auch schon eine Frau in Ledermontur in sein Zimmer stürmt und versucht, ihn umzubringen. Dr. Brooks und Langdon gelingt die Flucht aus dem Krankenhaus und sie suchen Zuflucht in Siennas Wohnung. Um das Chaos dann noch vollends perfekt zu machen, erzählt Sienna Langdon von dem kleinen Metallzylinder, den sie in seiner Jacke gefunden hat und der ein Bild von Botticellis "Karte der Hölle" projiziert, ein Tribut des Malers an Dantes Inferno
Alles in allem klingt dieser Anfang nach dem spannenden Beginn einer wilden Verfolgungsjagd durch Florenz, gespickt mit ein paar symbologischen Rätseln, die Robert Langdon sicherlich (wie schon in früheren Werken Dan Browns bewiesen) mit Bravour lösen wird, um dann schlussendlich die weltweite Bedrohung (die später noch hinzu kommt) abzuwenden. Doch wie schon oben beschrieben, ist Inferno nicht wirklich mit Illuminati etc. zu vergleichen. Nach diesem doch sehr spannenden Start ebbt die Story leider zunehmend ab, ohne wirklich Neues zu bringen. Die angesprochenen Rätsel sucht man vergebens und die Verfolgungsjagd durch Florenz entpuppt sich als ein Laufen von einem historischen Gebäude zum nächsten, wobei Dan Brown dieses Mal großen Wert auf die Beschreibung der Architektur legt, ohne dass diese etwas zum Vorankommen der Geschichte beiträgt. Auch die Nebenstränge der Handlung, die von Anfang an in die Geschichte miteingeflochten werden, bringen kaum neue Erkenntnisse für den Leser und wirken an manchen Stellen fast schon störend. 
Zu den Charakteren lässt sich sagen, dass man nie mehr als nötig über sie erfährt und das sogar der Hauptprotagonist Robert Langdon, der in den anderen Büchern durch seine Intelligenz, seinen riesigen Wissensschatz und seine warme, humorvolle Art besticht, mehr als blass bleibt.
So fiebert der Leser auf das große Ende hin und hofft, dass dort wenigstens etwas von dem "alten" Dan Brown wieder aufblitzt, der seine Leser mit unerwarteten Wendungen und einem Höchstmaß an Spannung durch ein Wechselbad der Gefühle schickt. Doch leider wird auch diese Hoffnung (zumindest für mich) nicht erfüllt. Die Situation wird relativ schnell aufgeklärt und hat bei mir ein tiefes Gefühl der Unzufriedenheit und Unsicherheit bezüglich des Sinns dieser Lösung hinterlassen.

Fazit: 
Positiv zu benennen sind der spannende und aufregende Einstieg in das Buch, die eindeutig Lust auf mehr machen, die vielen Ortswechsel, die bis zu einem bestimmten Punkt im Buch für Abwechslung und Kurzweil sorgen, dann aber eher eintönig werden und die äußerst stilvolle Frontcover-Gestaltung. 
Negativ anzumerken sind die spannungsmäßig eher abfallene Story (mit einigen kleineren Hochs zwischendurch), das ziemlich unspektakuläre Ende, die kaum vorhandenen symbologischen Rätsel und die fehlende Tiefe aller Charaktere. 

Alles in allem lässt sich sagen, dass es sich bei Inferno um ein gutes Buch handelt, das stilvoll Kunstgeschichte, mittelalterliche Bauwerke und einen Hauch Spannung verbindet. Wer jedoch ein spannungsgeladenes Feuerwerk wie Illuminati oder Sakrileg erwartet, dürfte vielleicht am Ende enttäuscht sein.

Ein erstes Hallo

Wer viel und gerne liest, weiß, wie schwer es manchmal sein kann, aus der Unmenge an Büchern die richtige Wahl für sich selbst zu treffen. Wir verlassen uns dann gerne auf Empfehlungen von Freunden und Bekannten oder stützen unsere Entscheidung auf das Lesen von Rezensionen auf diversen Internetplattformen. Mir selbst geht es da nicht anders. Wer stand nicht schon einmal längere Zeit in einem Buchladen und konnte sich einfach nicht entscheiden, welches Buch er nun kaufen soll? Und damit wären wir auch schon beim Grund der Existenz dieses Blogs: ich möchte einfach die Gelegenheit nutzen und euch meine persönliche Erfahrung mit verschiedenen Büchern mitteilen, in der Hoffnung, dass ihr dadurch vielleicht 
  • auf ein gutes Buch aufmerksam werdet, 
  • einen "Fehlkauf" vermeidet, 
  • Bücher aus bisher ungelesenen Genres in Betracht zieht oder
  • einem bisher verschmähten Buch eine neue Chance gebt. 
Natürlich kann ich auf dieser Seite nur meine Meinung präsentieren und wie jeder weiß, sind Geschmäcker nunmal verschieden. Für Anregungen und Kommentare bin ich deshalb jederzeit offen und dankbar.